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Krebsforschung: Tausendfach wirksamere Viren gegen Krebs

Onkolytische Viren sollen Krebszellen entern und zerstören - aber möglichst nichts anderes. Forscher hoffen, sie mit einfachen Mitteln deutlich effizienter machen zu können.
Onkolytische Viren bei der Arbeit

Mediziner hoffen als eine mögliche Waffe gegen Krebs auch auf Krankheitserreger: So genannte onkolytische Viren sollen gezielt möglichst nur Tumorzellen erkennen, infizieren und zerstören. Dabei sollten die Viren natürlich keine Nebenwirkungen haben – also nicht etwa den Krebspatienten mit einer Virenerkrankung zusätzlich belasten. Gleichzeitig aber sollten die Erreger schnell und rabiat gegen die Krebszellen vorgehen – und so ist eine delikate Balance bei der Wahl der Mittel nötig, die den Medizinern in der Praxis bislang noch nicht zufrieden stellend geglückt ist. Einen Schritt weiter könnte nun ein chinesisches Medizinerteam gekommen sein, das ein zielgenaues, für Menschen harmloses Virus mit einfachen Zusatzstoffen deutlich gefährlicher für Tumoren macht.

Onkolytische Viren bei der Arbeit | Der Kombination von VCP-Inhibitoren und onkolytischen Viren scheint eine Tumorzelle wenig entgegenzusetzen zu haben.

Die Forscher um Guangmei Yan von der Sun Yat-sen University in Guangzhou beschreiben im Fachmagazin "Science Translation Medicine" ihren Ansatz mit dem Alphavirus M1. Alphaviren gehören neben Adenoviren, unter denen auch Schnupfenviren zu finden sind, und Parvoviren zu den häufigsten bisher als onkolytische Waffen vorgesehenen Erregern mit geringen Nebenwirkungen. Das von Stechmücken übertragene M1 zirkuliert eigentlich in Pferden, wo es milde Krankheitsverläufe hervorruft. Es hat den Vorteil, sehr gezielt Leberkrebszellen zu attackieren und zu zerstören, die gegen den Erreger offenbar wenig Abwehrmaßnahmen haben. Die Forscher konnten nun zeigen, dass sich die Wirkung von M1 gegen die Krebszellen in Zellkulturstudien noch drastisch – um das etwa 3600-Fache – erhöht, wenn geringe Mengen des Proteininhibitors Eeyarestatin I zugegeben werden. Eeyarestatin I hemmt das VCP-Protein, einen zentralen Schalter der typischen Leberzellentartung. Gesunde Zellen werden dagegen weiterhin kaum von den Viren infiziert, so die Autoren in ihrer Studie.

Die Anfangserfolge bestätigten sich auch in den ersten Tierversuchen an krebskranken Mäusen, wo M1 mit Eeyarestatin I Tumoren schrumpfen ließ und die Lebensdauer der behandelten Tiere verlängerte. In den nächsten Schritten möchten die Mediziner ihre Viren-Wirkstoff-Kombination an Patienten testen, bei denen die VCP-Proteinaktivität besonders stark ist – diese Fälle werden als am bedrohlichsten eingestuft.

Derzeit ist die onkolytische Virotherapie noch ein eher theoretischer Ansatz, der kaum an Patienten erprobt wurde. In Europa ist bisher ein Verfahren zugelassen, das bei Hautkrebspatienten im Spätstadium helfen kann. Anfangserfolge hatten bisher nicht zu wirklich wirksamen Therapien geführt, so dass Virentherapie in der Klinik bislang höchstens in Kombination mit etablierteren Methoden angewandt wird, etwa einer Chemo- oder Strahlentherapie.

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