Teleskope: Sprengung läutet Bau des größten Teleskops der Welt ein
Der "erste Spatenstich" ist getan: Mit einer Sprengung von rund 5000 Kubikmeter Atacamaerde hat der Bau des European Extremely Large Telescope (E-ELT) am Donnerstagabend, den 19. Juni 2014, begonnen. Im Beisein von Honoratioren der Europäischen Südsternwarte (ESO) und seiner Mitgliedsstaaten, der chilenischen Regierung und Pressevertretern aus aller Welt wurde der rund 3100 Meter hohe Berg Cerro Armazones ein kleines Stückchen abgetragen.
Es war nicht gerade der große Knall, den viele Zuschauer in Chile und im Internet erhofft hatten, sondern nur der Anfang einer ganzen Serie von Sprengungen, an deren Ende der Berg rund 20 Meter seiner natürlichen Höhe verlieren wird. Etwa 16 Monate sollen die Erdarbeiten dauern und insgesamt 220 000 Kubikmeter Erde müssen weggesprengt werden, dann soll die Plattform für das künftige größte Teleskop der Welt mit seinem segmentierten 39-Meter-Spiegel und seiner 100 Meter hohen Kuppel eingeebnet sein. Die Konstruktion des E-ELT selbst wird sich noch bis ins nächste Jahrzehnt hinziehen, sein "First Light", das erste Licht, ist für das Jahr 2024 geplant.
Bereits im Frühjahr 2010 hatte die ESO den Berg Armazones als Standort ihres neuen Flaggschiff-Teleskops festgelegt. Die Nähe zum Paranalobservatorium mit dem in den 1990er Jahren fertig gestellten Very Large Telescope (VLT) gab dabei einen wesentlichen Ausschlag – das E-ELT wird vom gerade einmal 20 Kilometer entfernten Cerro Paranal gesteuert, auch weitere Einrichtungen können vom neuen Observatorium mitgenutzt werden. Im Sommer 2012 beschloss der ESO-Rat endgültig den Bau des neuen Teleskops, wobei sein ursprünglich geplanter 42-Meter-Hauptspiegel aus Kostengründen auf 39 Meter verkleinert wurde. Mit diesem aus mehr als 700 Einzelsegmenten aufgebauten Hauptspiegel wird das E-ELT die beiden anderen geplanten Großteleskope, das 24,5 Meter große Giant-Magellan Telescope (GMT) und das Thirty Meter Telescope (TMT) an Größe deutlich übertreffen. Beide Teleskope sollen etwa zeitgleich mit dem E-ELT in Betrieb gehen, das GMT ebenfalls in Chile, das TMT auf dem Mauna Kea auf Hawaii.
Rund eine Milliarde Euro wird der Bau des E-ELT kosten. Seine Lichtsammelkraft soll die der größten heutigen Teleskope um das 13-Fache übertreffen, dank adaptiver Optik soll es 15-mal so scharfe Bilder wie das Weltraumteleskop Hubble liefern können.
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