News: Temperaturrekord bei metallischen Supraleitern
Bislang war Niob-Zinn der Rekordhalter im Bereich der metallischen Supraleiter. Seine Sprungtemperatur, bei der ein Übergang zwischen supraleitender und normalleitender Phase stattfindet, liegt bei 20 Kelvin. Nun ist es Jun Akimitsu und seinen Mitarbeitern von der Aoyama-Gakuin University in Tokio gelungen, den Rekord nahezu zu verdoppeln: 38 Kelvin maßen sie als Sprungtemperatur bei Proben aus Magnesiumdiborid. Die Amerikaner John Hulm und Bernd Matthias haben in den fünfziger Jahren zwar viele Verbindungen von Übergangsmetallen auf Supraleitung überprüft, offenbar ist ihnen dabei just diese Verbindung durch die Lappen gegangen. Physiker am Ames Laboratory in den USA und an der University of Cambridge sowie der University of Birmingham bestätigten jedenfalls das Ergebnis (Symposium on Transition Metal Oxides in Sendai vom Januar 2001).
Im nächsten Schritt wollen die Forscher nun klären, welcher Mechanismus für die Supraleitung verantwortlich ist. Es gibt zwar eine Theorie, welche die Supralteitung bei tiefen Temperaturen gut erklärt, die so genannte Bardeen-Cooper-Schrieffer-Theorie (BCS), sie scheitert aber bei Hochtemperatursupraleitern. "Die Herausforderung ist nun zu ergründen, ob die Supraleitung gemäß der BCS-Theorie funktioniert, was wegen ihrer hohen Übergangstemperatur eher unwahrscheinlich ist, oder ob ihre Quelle anderer Natur ist", äußert sich David Cardwell von der University of Cambridge. Vielleicht lässt sich so auch klären, welchem Mechanismus der widerstandsfreie Stromtransport in anderen Hochtemperatursupraleitern unterliegt.
"Das ist eine sehr spannende Entdeckung", meint Colin Gough von der Birmingham University. Magnesiumdiborid sei leicht herzustellen, ja sogar beim Apotheker erhältlich, scherzt Gough. Möglicherweise lässt sich die Übergangstemperatur durch Einbringen anderer Zutaten noch weiter erhöhen. "Wir müssen aber zunächst einmal die Natur der Ladungsträger klären, bevor wir überlegen, welche Elemente wir benutzen", meint Cardwell, "Hochtemperatursupraleiter, die normalerweise aus Oxiden bestehen, enthalten hauptsächlich Kupfer, deshalb wäre das ein guter Ausgangspunkt für die weitere Suche."
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