Planetenentstehung: Terrestrische Planeten sind anspruchsloser als Gasriesen
Im Gegensatz zu Gasriesen wie Jupiter oder Saturn können sich kleinere Planeten wie die Erde oder der Mars wohl auch um Sterne bilden, die nur wenige chemische Elemente aufweisen, die schwerer als Helium sind. Zu diesem Ergebnis kamen Lars Buchhave von der Universität Kopenhagen in Dänemark und seine Kollegen, nachdem sie 150 ferne Planetensysteme unter die Lupe genommen hatten. Damit dürften Gesteinsplaneten nicht nur weit verbreitet sein, sondern sich auch früher als Gasriesen gebildet haben.
Für ihre Analyse wählten die Astronomen 152 Sterne aus, bei denen man mit dem Weltraumteleskop Kepler insgesamt 226 Kandidaten für Exoplaneten entdeckt hatte. Anhand der Sternspektren schloss das Team auf die chemische Zusammensetzung der Gestirne. Dabei stieß es bei solchen mit kleineren Himmelskörpern – mit maximal dem vierfachen Erdradius – auf eine breite Palette an Metallhäufigkeiten (Astronomen sprechen bereits bei Elementen schwerer als Helium von einem Metall). Im Durchschnitt ähnele die Metallizität zwar derjenigen der Sonne, doch bilden sich erdähnliche Planeten offenbar noch bei einem vierfach niedrigeren Metallgehalt als bei unserem Zentralgestirn. Bisher nahmen einige Studien dagegen mindestens die Hälfte der solaren Metallhäufigkeit als Grenze an. Diese Beobachtungen zeigen, so Buchhave, dass erdähnliche Planeten in der Milchstraße häufiger auftreten könnten als bisher erwartet, da sie offenbar auch um metallarme Sterne entstehen.
Ein großer Teil der Gasriesen kreist um metallreiche Sterne und nur wenige um Gestirne mit einem niedrigeren Gehalt an schweren Elementen als die Sonne. Kürzlich fanden Astronomen bereits heraus, dass diese Korrelation für neptungroße Planeten nicht mehr derart stark ist. Da sich Planeten aus derselben Gaswolke und damit denselben chemischen Elementen wie ihr Mutterstern bilden, vermutet man, dass die Gegenwart von schweren Elementen in der protoplanetaren Scheibe die Planetenentstehung positiv beeinflusst. So könnte das Wachstum von Planetenkernen durch sie beschleunigt werden, was für Gasriesen existenziell ist: Sie müssen eine kritische Masse erreicht haben, bevor sich der Urnebel nach einigen Millionen Jahren verflüchtigt. Gesteinsplaneten können dagegen auch später noch an Masse zulegen.
Die "Metalle" entstanden erst im Lauf von Milliarden Jahren in Sternen, wurden nach deren Ableben ins Weltall hinausgeschleudert und stellten dort das Baumaterial für neue Sterne und Planeten. Die Gesteinsplaneten bildeten sich möglicherweise schon vor den Gasriesen im Universum, schließen die Wissenschaftler um Buchhave aus den neuen Ergebnissen, da ihre Entwicklung eine geringere Metallhäufigkeit voraussetzt. Da die Anreicherung des Weltalls mit schweren chemischen Elementen aber nicht gleichmäßig geschah – sowohl zeitlich als auch räumlich –, ließe sich der Beginn der Planetenentstehung aber auf Basis des Metallgehalts nicht genau eingrenzen.
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