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Antarktis: Warmwasser destabilisiert gefährlichsten Gletscher der Welt

Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis gilt Forschern als »Doomsday Glacier«. Eine Warmwasserströmung setzt ihm wohl zusätzlich zu.
Thwaites-Gletscher

Der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis besetzt eine der Schlüsselrollen im Klimawandel. Zusammen mit dem Pines-Gletscher blockiert er die gewaltigen Eismassen der Westantartkis; bräche er zusammen, ließe dies den Meeresspiegel weltweit stark ansteigen und das Eis in der Region würde sich in Bewegung setzen. Deshalb gilt er manchen als »Weltuntergangsgletscher«. Eine Expedition von Karen Heywood von der University of East Anglia und ihrem Team erbrachte erstmals Daten zum Zustand der Unterseite des Gletschers. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in »Science Advances« – und diese geben Anlass zur Sorge.

Die mit Hilfe eines autonomen Tauchroboters gewonnenen Daten zeigen, dass noch mehr warmes Wasser unten an den Gletscher strömt und somit seine Stabilität gefährdet. Rund 60 Kilometer der Gletscherzunge schwimmen auf der Amundsen-See auf und sind den Meeresströmungen besonders stark ausgesetzt. Warmes Wasser kann von unten her das Eis abschmelzen und den Gletscher aushöhlen. Womöglich rückt der Bereich, in dem die Eiszunge auf dem Meeresboden aufliegt, weiter in Richtung Festland, was weitere Teile dem verstärkten Schmelzprozess aussetzte. Dieser Bereich konnte bislang kaum untersucht werden, weil der Zugang von umliegendem Meereis blockiert wird.

Der Tauchroboter und Sonardaten machten drei tiefe Kanäle im Meer unter dem Eis aus. Einer davon reicht von der Pine Island Bay unter den Gletscher – ein Zugang, der völlig unbekannt war. Bislang dachte man, ein Felsriegel würde das Gebiet abgrenzen. In einem der Kanäle maßen Heywood und Co auch, wie viel Wärmeenergie dem Thwaites-Gletscher von Norden her zugeführt wird. Allein die so ermittelten 0,8 Terawatt lassen jährlich mehr als 75 Kubikkilometer Eis abschmelzen. Die Menge entspricht dem Eisverlust, den man bisher für das gesamte Schelfgebiet angenommen hatte.

Die Messungen zeigten zudem, dass warmes Wasser von verschiedenen Seiten auf die Stellen einströmt, an denen der Gletscher auf Grund liegt. Auf Dauer könnte der Gletscher dadurch instabiler werden und schneller ins Meer strömen. So dürfte sich auch sein Schmelzen beschleunigen, das bereits heute etwa vier Prozent des globalen Meeresspiegelanstiegs verursacht. Die gesamte Westantarktis trägt sogar ein Zehntel zu diesem Anstieg bei. Und eine weitere Steigerung ist nicht ausgeschlossen, da der Thwaites-Gletscher zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen der Erde gehört.

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