Tentakel-Rätsel: Tiefe Kraken haben mehr Warzen
Eine unerwartete Entdeckung machte eine Arbeitsgruppe um Janet Voight vom Field Museum bei der Untersuchung von Tiefsee-Oktopussen (Graneledone pacifica) im Nordostpazifik. Die Tiere können sehr unterschiedlich aussehen – manche haben glatte Haut, andere sind mit Warzen übersät. Ursache sind aber nicht etwa individuelle genetische Unterschiede oder das Alter des Tieres, berichtet das Team im »Bulletin of Marine Science«: Wie viele Warzen ein Oktopus auf der Haut trägt, hängt wohl davon ab, in welcher Tiefe er lebt. Für diese Erkenntnis untersuchte Voight nicht nur Exemplare aus Museen und Sammlungen, sondern fing auch mit dem Forschungstauchboot ALVIN lebende Exemplare ein. Genetische Untersuchungen zeigen, dass die Tiere trotz der Unterschiede zur gleichen Art gehören.
Der Lebensraum des Tiefsee-Oktopus überspannt einen recht großen Bereich – die untersuchten Tiere stammen aus Tiefen von 1116 bis 2850 Metern. Die Arbeitsgruppe zählte für ihre Analyse die Warzen entlang einer definierten Linie an Kopf und Körper sowie die Saugnäpfe an den Tentakeln. Demnach sind Tiere aus größeren Tiefen nicht nur warziger, sondern auch kleiner als ihre Artgenossen. Letzteres erklären die Fachleute damit, dass in größerer Tiefe Nahrung und Sauerstoff knapper sind, so dass kleinere Lebewesen Vorteile haben. Warum allerdings die Oktopusse mit zunehmender Tiefe immer warziger werden, stellt die Arbeitsgruppe vor ein Rätsel. Es gebe einen kleinen genetischen Unterschied zwischen Oktopussen aus tiefen und flachen Bereichen, schreibt das Team. Das lasse zumindest die Möglichkeit offen, dass sich dort langsam zwei Populationen entwickeln.
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