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Immunsystem: Tierexperiment klärt Effekt bei fatalem Medikamententest in London

Gezielt medizinisch eingesetzte Antikörper können dazu führen, dass sich im Körper patrouillerende T-Zellen in sehr kurzer Zeit in den Lymphknoten und der Milz sammeln und damit im Blut kaum noch nachzuweisen sind. Diese Ergebnisse Göttinger Forscher an Ratten sind vor allem bedeutsam, da sie auf einem Antikörper beruhen, dessen Pendant TGN1412 im März 2006 bei Teilnehmern einer klinischen Studie in London ein multiples Organversagen ausgelöst hatte. Auch hier reduzierte sich die Zahl der Immunzellen im Blut aus bisher ungeklärter Ursache dramatisch.

Immunzellen | Im Rasterelektronenmikroskop zeigt sich deutlich, wie sich die Form von Immunzellen vor (links) und nach (rechts) der Behandlung mit dem TGN1412-Verwandten JJ316 verändert.
Holger Reichardt und seine Kollegen hatten den Nagern den Antikörper JJ316 gespritzt, der wie TGN1412 die Vermehrung von regulatorischen T-Zellen fördern soll, um "entgleiste" Immunzellen in Schach zu halten, wie sie beispielsweise bei multipler Sklerose, Rheuma oder Leukämie auftreten. Innerhalb weniger Stunden verschwanden jedoch die körpereigenen Immunzellen aus dem Blut und Organen wie Leber und Lunge und sammelten sich in Milz und Lymphknoten an. Dabei waren die Zellen bereits innerhalb weniger Minuten kaum noch beweglich, da sie eine stärkere Adhäsion zeigten. Und sie waren nicht mehr in der Lage, auf Signale zum Ausschwärmen aus den Lymphknoten zu reagieren.

Wie bei den Londoner Probanden produzierten auch die Immunzellen der Ratten zudem verstärkt Zytokine – Botenstoffe des Immunsystems. Anders als bei den Menschen wurden diese Substanzen jedoch nicht ins Blut freigesetzt. Bei den Teilnehmern der Phase-I-Studie hatte wahrscheinlich ein so genannter Zytokin-Sturm, eine Überreaktion des Immunsystems, das Organversagen ausgelöst. (af)

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