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News: Tierisch alt

In mindestens 1,2 Milliarden Jahre alten Gesteinen fanden Forscher Strukturen, die aussehen, als seien sie durch kriechende Würmer entstanden. Wenn das stimmt, reicht der Stammbaum der mehrzelligen Tiere doppelt so weit zurück wie bislang angenommen.
Tierisch alt
Wann ist ein Tier ein Tier? Das älteste Leben jedenfalls bestand allenfalls aus einzelnen Zellen, die vermutlich schon vor mehr als drei Milliarden Jahren die Meere bevölkerten. Doch es sollte noch Milliarden Jahre dauern, bis die Atmosphäre gegen Ende des Präkambriums soviel Sauerstoff enthielt, dass die Diffusion durch viele Zellschichten möglich wurde. Erst jetzt schlug die Stunde der vielzelligen "Tiere", die es seit ungefähr 600 Millionen Jahren gibt.

Oder nicht? In Gesteinen der Stirling Range Formation im äußersten Südwesten Australiens jedenfalls stießen Birger Rasmussen von der University of Western Australia in Crawley und Kollegen auf Spuren, von denen sie annehmen, dass sie von wurmähnlichen Wesen stammen. Das Alter der Gesteine: 1,2 bis zwei Milliarden Jahre! Die Spuren wären somit mindestens doppelt so alt wie jene berühmten, quallenähnlichen Vielzeller der Ediacara-Fauna.

Nun sind versteinerte Spuren noch keine versteinerten Tiere, und so stoßen die Forscher auch auf entsprechende Kritik aus den eigenen Reihen. Zwar sind sich alle einig, dass die einen Millimeter breiten und mehrere Zentimeter langen, kreuz und quer verlaufenden Strukturen irgendwie biologischen Ursprungs sind, ob sie allerdings wirklich von Tieren stammen, ist indes umstritten.

So kann sich Conway Morris von der University of Cambridge vielzelliges Leben zu jener Zeit kaum vorstellen und vermutet, die Spuren stammten von Zellhaufen, die sich amöbengleich durch den Schlamm wühlten. Und überhaupt hätten derlei Spuren auch anderswo schon gefunden werden müssen. Gregory Wray von der Duke University in North Carolina, der sich mit der Rekonstruktion des Lebens mithilfe der DNA heute lebender Tiere beschäftigt, ist zwar sicher, dass es Tiere schon mindestens 100 Millionen Jahre vor den ersten fossilen Beweisen gab, die Spuren allein reichten als Beweis jedoch nicht aus.

Rasmussen und seine Mitarbeiter argumentieren indes mit der Form der Spuren, die an einem Ende schmaler sind als am anderen. Genauso sieht es aus, wenn ein Regenwurm über den weichen Grund kriecht. Wo er sich vorstreckt, wird er schlank und hinterlässt eine schmalere Spur. Auch weise die Erhaltung der Strukturen darauf hin, dass die urzeitlichen Würmer des Präkambriums Schleim produzierten.

Doch auch die Autoren haben hinsichtlich des Alters der Spurenfossilien ihre Bauchschmerzen. Sollten die Gestein wahrhaftig viel älter sein als 1,2 Milliarden Jahre, so wird ihr tierischer Ursprung immer schwerer zu erklären sein. Einer von ihnen, Stefan Bengtson vom Swedish Museum of Natural History kann sich ohnehin vorstellen, dass die Würmer eine Laune der Evolution waren und sogleich wieder verschwanden - wenngleich nicht spurlos.

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