Verhaltensforschung: Tierische Diebstahlversicherung
Diebe sind sie allesamt - und als solche auch mit allen Wassern gewaschen: Wenn es darum geht, die eigene Nuss vor einem Artgenossen in Sicherheit zu bringen, sind Buschhäher ausgesprochen erfinderisch. Doch führen sie ungebetene Zaungäste auch buchstäblich hinters Licht?
Ob Zentralverriegelung oder Panzerschloss, Vorstadtvilla oder Fahrrad, in jeder Lebenslage sind wir bemüht, unser Hab und Gut vor Diebstahl zu schützen. Aber auch so mancher Vogel ist nicht frei von einem gerüttelt Maß an Sicherheitsdenken. Fühlt er sich beim Anlegen seiner Nahrungsvorräte beobachtet, wartet der Buschhäher ab, bis sich ein möglicher Zuschauer ablenken lässt oder von selbst das Feld räumt – erst dann verstaut er seine Nuss, um sie bei einer späteren Gelegenheit wieder hervorzuholen und dann ganz für sich alleine zu haben. Sogar Verwirrungstaktiken gehören zu seinem Repertoire: Unter den Augen eines Artgenossen versteckte Nahrung wird in einem ungestörten Moment an einen anderen Ort verlegt – natürlich ohne, dass der Konkurrent es bemerkt.
Keiner der neun Versuchsteilnehmer war ein unbeschriebenes Blatt. Sowohl die vier weiblichen als auch die fünf männlichen Buschhäher (Aphelocoma californica) hatten bereits an einer Reihe von Experimenten teilgenommen, sei es aktiv als Dieb, sei es passiv als Beobachter eines Diebstahls. Die Wissenschaftler konnten deshalb annehmen, dass die Vögel im nächsten Versuch wussten, welche Gefahr von den Artgenossen für ihren Nahrungsvorrat ausging. Um ihren Appetit zu steigern, setzten sie die Tiere am Abend vor dem Experiment auf Diät. Mit der Kamera gefilmt, durfte jeder Vogel einmal den Beobachter spielen, seine Pinienkerne einmal ungestört und ein anderes Mal unter den Blicken eines Konkurrenten verstecken. Dabei hatte er die Auswahl zwischen der hell beleuchteten und der abgedunkelten Hälfte seines Käfigs. Nach einer dreistündigen Erholungsphase durften die Rabenvögel das Futter suchen und gegebenenfalls neu verstecken.
Ihre diebische Karriere hatte den Buschhähern offensichtlich wertvolle Erfahrungen eingebracht. Nur, wenn sie von keinem anderen Vogel beäugt wurden, platzierten sie ihre Pinienkerne zu etwa gleichen Teilen in den schattigen und in den ausgeleuchteten Abschnitten ihres Käfigs. Sobald sie aber unter Beobachtung standen, verstauten sie deutlich mehr Futter im geschützten, dunklen Bereich. Kerne, die sie ungeachtet der Gefahr auch dann unter Beleuchtung verstaut hatten, wenn ihnen ein Artgenosse dabei zusah, verlegten sie nach der dreistündigen Versuchspause zu größeren Teilen an einen anderen Ort als solche, die sie gleich im Dunkeln versteckt hatten. Was dabei tatsächlich in den Gehirnen der Rabenvögel vorgeht, bleibt zwar vorerst noch ein Rätsel. Dass sie ein komplexes Sozialverhalten an den Tag legen, sollte jedoch spätestens nach diesem Experiment klar sein.
Wer so schlau ist, hat selbstverständlich auch noch weitere Strategien auf Lager, um sein täglich Brot in Sicherheit zu bringen: Wenn ein Häher sich beim Anlegen eines Vorratslagers von den Blicken eines Artgenossen verfolgt fühlt, geht er auf Abstand und nutzt Sicht versperrende Barrieren, um sein Versteck geheim zu halten. Er scheint sich förmlich aus dem Blickwinkel des Diebes zu betrachten. Wie intensiv die Rabenvögel ihre eigenen Erfahrungen auf ihre Artgenossen projizieren, untersuchten Joanna Dally, Nathan Emery und Nicola Clayton von der Universität Cambridge in einem Experiment. Die Wissenschaftler testeten, ob die Tiere beim Anlegen ihrer Vorräte beschattete Plätze den besonnten vorziehen, oder genauer: ob sie wissen, dass beleuchtete Lager dem observierenden Artgenossen gefährliche Einblicke gewähren.
Keiner der neun Versuchsteilnehmer war ein unbeschriebenes Blatt. Sowohl die vier weiblichen als auch die fünf männlichen Buschhäher (Aphelocoma californica) hatten bereits an einer Reihe von Experimenten teilgenommen, sei es aktiv als Dieb, sei es passiv als Beobachter eines Diebstahls. Die Wissenschaftler konnten deshalb annehmen, dass die Vögel im nächsten Versuch wussten, welche Gefahr von den Artgenossen für ihren Nahrungsvorrat ausging. Um ihren Appetit zu steigern, setzten sie die Tiere am Abend vor dem Experiment auf Diät. Mit der Kamera gefilmt, durfte jeder Vogel einmal den Beobachter spielen, seine Pinienkerne einmal ungestört und ein anderes Mal unter den Blicken eines Konkurrenten verstecken. Dabei hatte er die Auswahl zwischen der hell beleuchteten und der abgedunkelten Hälfte seines Käfigs. Nach einer dreistündigen Erholungsphase durften die Rabenvögel das Futter suchen und gegebenenfalls neu verstecken.
Ihre diebische Karriere hatte den Buschhähern offensichtlich wertvolle Erfahrungen eingebracht. Nur, wenn sie von keinem anderen Vogel beäugt wurden, platzierten sie ihre Pinienkerne zu etwa gleichen Teilen in den schattigen und in den ausgeleuchteten Abschnitten ihres Käfigs. Sobald sie aber unter Beobachtung standen, verstauten sie deutlich mehr Futter im geschützten, dunklen Bereich. Kerne, die sie ungeachtet der Gefahr auch dann unter Beleuchtung verstaut hatten, wenn ihnen ein Artgenosse dabei zusah, verlegten sie nach der dreistündigen Versuchspause zu größeren Teilen an einen anderen Ort als solche, die sie gleich im Dunkeln versteckt hatten. Was dabei tatsächlich in den Gehirnen der Rabenvögel vorgeht, bleibt zwar vorerst noch ein Rätsel. Dass sie ein komplexes Sozialverhalten an den Tag legen, sollte jedoch spätestens nach diesem Experiment klar sein.
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