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Evolution : Tierlaute haben offenbar einen gemeinsamen Ursprung

Nicht nur Vögel und Säugetiere, sondern auch Reptilien oder Amphibien tauschen Laute aus. Die akustische Kommunikation entstand wohl vor mehr als 400 Millionen Jahren.
Zwei Galapagos-Schildkröten schauen sich an.
Bisher hielt man Schildkröten für stumm. Tatsächlich verfügen sie jedoch über ein komplexes akustisches Repertoire.

Frösche quaken, Vögel zwitschern, Katzen miauen – viele Wirbeltiere kommunizieren durch akustische Geräusche miteinander. Die Kommunikation ist Teil der elterlichen Fürsorge, der Partnerwahl oder dient zur Warnung vor Gefahren. Wann die Wirbeltiere in der Evolutionsgeschichte anfingen, so miteinander zu kommunizieren, war bisher unbekannt. Ein internationales Forschungsteam um Gabriel Jorgewich-Cohen von der Universität Zürich konnte nun zeigen, dass der evolutionäre Ursprung der akustischen Kommunikation mehr als 400 Millionen Jahre zurückliegen und bei einem gemeinsamen Vorfahren entstanden sein könnte. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden im Fachmagazin »Nature Communications«.

Um den Ursprung der Kommunikation zu ermitteln, sammelte die Arbeitsgruppe Lautaufzeichnungen und Informationen zum Verhalten von mehr als 50 Arten aus vier Hauptgruppen von Wirbeltieren – Schildkröten, Brückenechsen, Schleichenlurchen und Lungenfischen –, die bislang nicht untersucht wurden. Sie ergänzte ihre Ergebnisse mit bereits vorliegenden Informationen zu 1800 verschiedenen Spezies, um das gesamte Artenspektrum abzudecken.

»Unsere Studie zeigt, dass akustische Kommunikation bei Landwirbeltieren nicht nur weit verbreitet ist, sondern weist solche Fähigkeiten auch in mehreren Gruppen nach, die bisher als nicht vokal angesehen wurden«, sagt Erstautor Gabriel Jorgewich-Cohen, Doktorand am Paläontologischen Institut und Museum der Universität Zürich, laut einer Pressemitteilung. Schildkröten verfügen beispielsweise, anders als bislang angenommen, über ein breites und komplexes Lautrepertoire.

In einem nächsten Schritt rekonstruierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die stammesgeschichtliche Entwicklung. Dazu werteten sie Daten aus, die über die Lautfähigkeiten von Wirbeltieren vorliegen, wie Eidechsen, Schlangen, Salamander oder Amphibien. In ihre Studie bezogen sie auch allgemein Daten von Säugetieren, Vögeln oder Fröschen ein. Das Ergebnis: »Unseren Rekonstruktionen zufolge ist die akustische Kommunikation ein gemeinsames Merkmal dieser Tiere. Dieses ist mindestens so alt wie ihr letzter gemeinsamer Vorfahre, der vor etwa 407 Millionen Jahren gelebt hat«, erklärt Studienleiter Marcelo Sánchez-Villagra von der Universität Zürich. Die Untersuchung legt nahe, dass sich die Kommunikation der Wirbeltiere trotz des unterschiedlichen Aufbaus des Laut- und Hörorgans aus einem gemeinsamen Ursprung entwickelt hat.

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