Tiersterben: Sind Bakterien schuld am plötzlichen Elefantentod?
In den Jahren 2020 und 2021 starben mehrere hundert Elefanten in Simbabwe und Botswana. Bei manchen der Opfer hatte es den Anschein, als wären sie während des Laufens kollabiert; und keiner wies offensichtliche Wunden durch Fressfeinde oder Wilderer auf. Ein Team um Chris Foggin vom Victoria Falls Wildlife Trust in Simbabwe könnte die Ursache für den Tod der Dickhäuter aufgeklärt haben, wie sie in »Nature Communications« berichten: In Proben aus den Kadavern wiesen sie ein nahe mit Pasteurella multocida verwandtes Bakterium auf, das tödliche Blutvergiftungen auslösen kann – ein Keim, der bislang noch nie in Elefanten nachgewiesen wurde.
Foggin und Co entnahmen 2020 Gewebeproben aus mehr als einem Dutzend toter Elefanten, die im Nordwesten Simbabwes gestorben waren – ein schwieriges Unterfangen, da sie an die Organe der riesigen Tiere gelangen mussten. Mindestens 13 der untersuchten 15 Dickhäuter wiesen Zeichen einer Sepsis auf. Im Gewebe von sechs Individuen stießen die Biologen auf das Bakterium, das bislang als Bisgaard Taxon 45 bezeichnet wird. Zuvor hatte man diesen Keim in Proben von Tiger- und Löwenbisspuren nachgewiesen.
Bislang hatte man den Erreger nicht mit Sepsis in Verbindung gebracht, da er aber eng mit einem bekannten Auslöser der Blutvergiftung verwandt ist, liegt ein Zusammenhang nahe. Womöglich entfaltete er seine tödliche Wirkung, weil die Elefantenherden 2020 und 2021 unter erheblichem Umweltstress standen: Eine starke Dürre sorgte für Nahrungs- und Wassermangel. Die Tiere mussten um die vorhandenen Ressourcen konkurrieren und waren mangelernährt oder dehydriert. Ihr geschwächtes Immunsystem konnte dann die Bakterien nicht ausreichend in Schach halten.
Ob die Bakterien prinzipiell Teil des Mikrobioms der Dickhäuter sind oder wie diese auf die Elefanten übertragen wurden, ist unklar. Löwen machen nur in Ausnahmefällen Jagd auf die Tiere und erbeuten sie nur sehr selten, etwa Jungtiere. Bei Versuchen könnten sie über Bisse die Bakterien aber übertragen haben. Womöglich infizierten sich die Elefanten über das Wasser, da sich auch viele andere Arten an den verbliebenen Wasserlöchern einfinden mussten und diese durch Speichel oder Kot kontaminierten.
Anschließend könnten sich die Elefanten untereinander angesteckt haben, da die Tiere engen Kontakt halten. Durch Wilderei und die Jagd nach Elfenbein hat die Zahl der Elefanten in den letzten Jahren wieder stark abgenommen. Dazu kommen die Folgen des Klimawandels, wodurch Wetterextreme häufiger auftreten. Die Biologen sorgen sich deshalb, dass erhöhter Stress die Elefanten für Krankheiten prinzipiell anfälliger macht, was ihr Überleben zusätzlich bedroht. Eine andere Untersuchung 2020 kam zu dem Schluss, dass sich ein Teil der Tiere über das Wasser vergiftet haben könnten: Zyanobakterien hatten sich in den Wasserlöchern vermehrt und Toxine ausgeschieden.
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