Raubkatzen: Tiger im Aufwind?
Erstmals seit 100 Jahren hat eine internationale Zählung der Tiger Asiens ergeben, dass ihre Zahl nicht weiter geschrumpft, sondern wieder gewachsen ist. Rund 3900 Tiere soll es nun wieder in den 13 Staaten geben, die den Kern des verbliebenen Verbreitungsgebiets der verschiedenen Tigerunterarten umfassen, meldet der WWF. Das sind etwa 700 Individuen mehr als bei der letzten Erfassung 2010. Damals hatten die Staaten vereinbart, dass sie bis 2020 ihre Tigerpopulationen verdoppeln. Der Zuwachs entfiel vor allem auf Indien, Russland, Nepal und Bhutan und sei dort verstärkten Schutzmaßnahmen zu verdanken. Allerdings ist unklar, in welchem Maß tatsächlich eine Zunahme stattfand und was auf verbesserte Erfassungsmaßnahmen zurückgeht. Vor allem die indischen Zahlen werden angezweifelt, da bisherige Zählungen womöglich fehlerhaft waren. Auf der negativen Seite musste bekannt gegeben werden, dass die Art in Kambodscha wahrscheinlich ausgestorben ist. In Vietnam, Laos und China sollen zudem weniger als zehn Exemplare existieren.
Seit 1900 nahm die Zahl der Tiger dramatisch ab: Damals lebten schätzungsweise 100 000 dieser Katzen in Asien – und ihre Heimat reichte vom Kaspischen Meer und Kaukasus bis nach Java und Bali. Seitdem sind drei Unterarten ausgestorben (auf Java und Bali sowie der Kaspische Tiger); der Südchinesische Tiger existiert womöglich nur noch im Zoo. Bei den restlichen Unterarten besteht jedoch Hoffnung, dass sie erhalten werden können, zumal eine Studie ergeben hat, dass trotz großflächiger Abholzungen immer noch ausreichend Wälder vorhanden wären, um die Population zu verdoppeln. Am kritischsten ist dabei die Situation für den Sumatra-Tiger, dessen Lebensraum in Indonesien sehr schnell und stark schrumpft. 98 Prozent der Waldverluste seit der Jahrtausendwende entfallen auf nur 10 der 76 wichtigsten Tigerrückzugsgebiete. In den restlichen Regionen ist der Schwund dagegen geringer als im sonstigen landesweiten Durchschnitt.
Tigerbestände können sich erstaunlich gut und schnell erholen, sobald ihre Bejagung endet und ausreichende Beute vorhanden ist. Das zeigen beispielsweise die russischen Zahlen: Allein in den letzten fünf Jahren wuchs die Population von etwa 450 auf 540 Tiere an. Und langsam breitet sich die Unterart wieder nach China aus, wo sie lange verschwunden war.
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