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Verhaltensforschung: Tintenfische täuschen Rivalen mit femininer Seite

Färbung des Tintenfischmännchens

Als Meister der Tarnung können Tintenfische bekanntermaßen das Muster und die Farbe ihrer Haut extrem schnell verändern. Die Männchen der Art Sepia plangon haben ein weiteres Ass im Ärmel: Sie färben die dem Weibchen zugewandte Körperseite in für Männchen typische pulsierende Streifen. Einem Rivalen gegenüber wird dagegen die unauffällige gefleckte Tarnfärbung, die normalerweise Weibchen tragen, zur Schau gestellt. Culum Brown und seine Kollegen von der Macquarie University in Sydney fanden das in einer umfangreichen Studie heraus, für die sie im Hafen von Sydney das Kommunikationsverhalten von Tintenfischen während der Fortpflanzungszeit beobachteten.

© Martin Garwood, AusTest Laboratories
Geschicktes Täuschungsmanöver
Das werbende Tintenfischmännchen (rechts im Bild) der Art Sepia plangon kleidet sich in Gegenwart eines nahenden Konkurrenten gleichzeitig feminin (gefleckte Seite) und maskulin (gestreifte Seite).

In der Paarungszeit wirbt das Männchen beharrlich um ein Weibchen und setzt sich dabei oft kräftezehrenden oder gar gefährlichen Attacken konkurrierender Artgenossen aus. Dank ihrer ausgeklügelten Täuschungstaktik erscheinen Kopffüßermännchen für Weibchen begehrenswert, für Rivalen hingegen harmlos. Damit halten die Tintenfischmännchen Konkurrenten davon ab, das Paarungsritual zu unterbrechen.

Die Kopffüßer wenden die Taktik allerdings nur dann an, wenn ein einzelner Rivale in Sicht ist. Die betrügerische Tarnung birgt eben auch Gefahren. Wird der Täuschungsversuch entdeckt, muss der Entlarvte mit heftiger Bestrafung rechnen. Demnach ist es sinnvoll, den Trick nicht allzu oft und nur dann anzuwenden, wenn es sicher ist, damit durchzukommen. Das erklärt, warum die Forscher die widersprüchliche Färbung nur in 39 Prozent der Fälle beobachteten.

Den Wissenschaftlern war bisher bekannt, dass Tarnung im Tierreich dazu dient, sich vor Angreifern zu schützen oder ihrer Beute in einem Hinterhalt aufzulauern. Bei den Tintenfischen wird hingegen das Tarnvermögen der Männchen auch zur Kommunikation mit Artgenossen und ausschließlich in diesem speziellen sozialen Kontext verwendet.

Auch beim Riesentintenfisch (Sepia aparma) werden Konkurrenten an der Nase herumgeführt. Kleine männliche Tintenfische ahmen Weibchen nach und erhöhen damit in der Gegenwart eines starken Rivalen ihre Chance auf Fortpflanzung. Andere Kopffüßer (Sepioteuthis sepioidea) nutzen ebenfalls längsseitig geteilte Tarnmuster, in diesem Fall aber zum Schutz vor Jägern während der Paarung.

Der Stand der kognitiven Entwicklung der Tintenfische ist einzigartig in ihrem Stamm der Weichtiere und eher mit dem höherer Wirbeltiere zu vergleichen. Täuschungsmanöver auf sozialer Ebene wurden auch bei Primaten beobachtet. Schwächere Männchen entziehen sich beispielsweise zur Paarung den Blicken der Alphatiere. Das Phänomen der taktischen Täuschung wird als ein Indikator für ein komplexes soziales Verhalten angesehen.

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