Titan: Was außerirdische Flüsse verraten
Fachleute haben Karten der einzigen bekannten Flüsse außerhalb der Erde erstellt. Diese zeigen die Flusstäler auf dem Saturnmond Titan, in denen die Kohlenwasserstoffe Methan und Ethan – die auf der Erde gasförmig sind – in die großen Seen des Himmelskörpers strömen. Ein Team um Julia Miller von der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York nutzte neben Radardaten der Raumsonde Cassini auch Aufnahmen irdischer Flussnetzwerke, um herauszufinden, welche Informationen man aus den niedrig aufgelösten Radarbildern gewinnen kann. Wie das Team in »Planetary Science Journal« berichtet, geben die Flussnetzweke Hinweise auf Klima und Untergrund auf Titan. Die Informationen sollen unter anderem dazu dienen, die NASA-Mission »Dragonfly« vorzubereiten, die 2036 auf Titan landen soll.
Titan ist der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und der einzige Mond mit einer dichten Atmosphäre, Wetter, Flüssen und sogar großen, bis zu mehrere hundert Meter tiefen Seen. Wegen der großen Entfernung zur Sonne fließt dort aber kein Wasser, sondern Methan, das auf der Erde bei –161 Grad Celsius verdampft. Radarbilder des Mondes zeigen neben großen Seen auch ausgedehnte Talsysteme. Allerdings haben die Aufnahmen der Sonde Cassini lediglich eine Auflösung von mehreren hundert Metern pro Pixel, so dass viele Details nicht sichtbar sind. Das Team um Miller nutzte deshalb künstlich verschlechterte Radaraufnahmen irdischer Flusssysteme, um herauszufinden, welche Eigenschaften auch in niedriger Auflösung noch erkennbar sind.
Die Radarbilder von Flüssen unter anderem in Alaska und Australien zeigen einerseits, dass bei niedriger Auflösung viele wichtige Informationen verloren gehen. Darunter zum Beispiel der durchschnittliche Winkel zwischen Flussbetten, der viel über den Untergrund verrät. Andere Muster dagegen bleiben erhalten – etwa Größe und Form des von einem Talsystem entwässerten Gebiets, die Hinweise auf Klima und Geologie geben, sowie die Breite der Täler, die unter anderem vom Gefälle abhängt. Außerdem sind die Flussnetzwerke auf der Nord- und der Südhalbkugel sehr unterschiedlich. Während die Kanäle nahe dem Nordpol um die großen Seen gedrängt liegen, sind sie im Süden deutlich gleichmäßiger verteilt. Flüsse nahe dem Äquator wiederum sind nach Angaben der Arbeitsgruppe deutlich schlechter zu erkennen. Möglicherweise liege das daran, dass sie häufiger trockenfallen.
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