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Beobachtungstipp: Nach 45 Jahren wirft Titan wieder seinen Schatten auf Saturn

Wegen der Ringkantenstellung im März 2025 ziehen Saturns Trabanten derzeit aus Sicht der Erde vor ihrem Planeten vorbei. Ab Oktober hat auch der größte Saturnmond Titan seinen Auftritt.
Titan vor Saturn mit seinen Ringen
Der Schatten von Titan, Saturns größtem Mond, kann ab Oktober 2024 wieder auf der Planetenscheibe beobachtet werden. Auf Grund unseres Blickwinkels auf den Ringplaneten ist das nicht häufig möglich.

Alle 14,7 Jahre, zweimal pro Saturnjahr, blicken wir auf die Kante der Saturnringe und damit ebenso in die Ebene der Saturnmondbahnen. Es kommt dadurch zu Bedeckungen, Durchgängen, Verfinsterungen und Schattenwürfen der großen Saturnmonde, wie man sie sonst aus dem Jupitersystem kennt. Die nächste Kantenstellung steht im März 2025 an, und schon seit dem aktuellen Sommer finden beinahe täglich Saturnmondereignisse statt.

Von den im Amateurfernrohr sichtbaren Saturnmonden ist allerdings lediglich Titan groß genug, um seine Durchgänge und Schattenwürfe vor Saturn beobachten zu können. Er erscheint während einer Saturnopposition – die letzte ereignete sich am 8. September 2024 – etwa 0,8 Bogensekunden groß; bei den Monden Tethys, Dione und Rhea sind es höchstens 0,2 Bogensekunden. Von Letzteren sind daher allenfalls Verfinsterungen im Saturnschatten oder Bedeckungen durch Saturn zu erkennen.

Titans Abstand von 1,2 Millionen Kilometern zum Saturn macht die Zeitfenster relativ kurz, in denen Sonne, Titan und Saturn (für Schattenwürfe und Verfinsterungen) beziehungsweise Erde, Titan und Saturn (für Durchgänge und Bedeckungen) exakt ausgerichtet sind. Kurios ist vor allem Titans Umlaufperiode von 15,96 Tagen, die in einem ganzzahligen Verhältnis zu einem irdischen Sterntag steht: 24 Umläufe entsprechen fast exakt dem 16-Fachen eines Sterntags. Dieser ist mit einer Dauer von rund 23,93 Stunden ungefähr 1/365 kürzer als ein normaler Kalendertag und berücksichtigt die Eigendrehung der Erde. Als Konsequenz steht Saturn bei zwei aufeinanderfolgenden Titanereignissen praktisch bei gleicher Rektaszension, so dass die Erscheinungen einer Serie nur von einer Erdseite aus sichtbar sind. In den Jahren 2009 und 1995 lag Europa leider auf der abgewandten Seite: Den letzten Schattenwurf von Titan konnte man von Mitteleuropa aus im Jahr 1980 sehen!

Nach fast einem halben Jahrhundert sind wir nun wieder an der Reihe, und gleich mehrere Serien von Titanereignissen lassen sich verfolgen. Die erste beginnt am 27. Oktober 2024 und dauert bis Februar 2025. Sie besteht aus Verfinsterungen und Schattenwürfen und erreicht ihren Höhepunkt zwischen Mitte November und Anfang Dezember. Danach steht Saturn tief am Abendhimmel, so dass die Ereignisse nach seinem Untergang enden.

Die zweite Serie fällt mit der Konjunktionsstellung des Planeten zusammen. Von ihr sind ausschließlich die beiden ersten Ereignisse im Februar 2025 unter ungünstigen Umständen teilweise zu sehen. Die Ringkantenstellung am 23. März 2025 ist unbeobachtbar. Im Frühjahr meldet sich Saturn am Morgenhimmel zurück; seine Opposition erreicht er am 21. September 2025. Die dritte Serie, diesmal aus Bedeckungen und Durchgängen, beginnt im September 2025. Dabei steht Saturn am Abend wieder recht tief, so dass einige Ereignisse nur zum Teil zu sehen sind.

Während der Serien verändert sich unser Blickwinkel: Die Schattenwürfe der ersten Serie wandern von Süd nach Nord, der erste am 4. November 2024 streift sogar den Südpol des Planeten! Die Transits der zweiten Serie beginnen am Saturnnordpol und wandern zum Äquator. Keine zwei Ereignisse sind gleich.

Wie gut kann man den Titanschatten sehen? Finden Sie es heraus! Bei ruhiger Luft und hoher Vergrößerung sollte ein Teleskop mit einer Öffnung ab etwa 150 Millimeter ausreichen. Durchgänge sind schwieriger zu erkennen, aber nicht unmöglich: Die Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble aus dem Jahr 2009 zeigt, dass der Mond im Vergleich zur Saturnatmosphäre dunkler und rötlich wirkt (siehe »Seltene Konstellation«). Grund dafür ist seine dichte Atmosphäre aus Methan. Möglicherweise helfen Farbfilter, um Titan während eines Durchgangs vor Saturn besser erkennen zu können.

Sie können die Ereignisse für Ihren Standort auf der französischsprachigen Webseite des IMCCE berechnen lassen (https://ssp.imcce.fr/forms/satellites-events).

Seltene Konstellation | Im Jahr 2009 passierten Sonne und Erde das letzte Mal Saturns Ringebene. Dieses Bild stammt vom Weltraumteleskop Hubble und wurde am 24. Februar 2009 mit dessen Wide Field Planetary Camera 2 aufgenommen. Titan (oben) steht vor Saturn und wirft seinen Schatten auf dessen Atmosphäre. Der Mond Mimas und sein Schatten sind ebenfalls zu sehen. Sie erscheinen als winzige weiße beziehungsweise schwarze Punkte links unterhalb von Titan, direkt über dem langen, dünnen Ringschatten. Dione und der schwächere Enceladus befinden sich links oberhalb von den Ringen.

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