Kultur vor dem Neolithikum: Tönende Ritualtrommeln aus der Steinzeit?
Die heutigen Archäologen definieren Menschen aus der Jungsteinzeitmenschen vor allem über die sichtbaren Hinterlassenschaften ihrer Kultur – etwa landwirtschaftlichem Gerät, das noch heute eine damals revolutionäre Technologie und damit den Anbruch einer neuen Ära erkennen lässt. Schwieriger wird es aber in der schwammigen Periode des Übergangs zur "echten" Jungsteinzeit, dem Protoneolithikum. Aus dieser Zeit – etwa von der Kultur des Natufien am östlichen Mittelmeer vor 11 500 bis 15 000 Jahren – kennt man bisher schon Vorratsgefäße, in denen gesammeltes Wildgetreide gelagert wurde, bevor man später auf die Idee kam, dieses selbst anzubauen und zu kultivieren. Einen nochmals anderen Blick auf die Kultur dieser Natufien-Menschen erlaubt nun aber eine systematische Grabungsanalyse von Archäologen der Universität Haifa: Die Forscher vermuten, dass merkwürdige, für die Kultur typische große Steingefäße als zeremonielle Musikinstrumente gedeutet werden sollten.
Diese Steintrümmer – bis einen Meter hoch und 100 Kilogramm schwer – finden Archäologen in der Levante von Syrien bis Jordanien. Das Team aus Haifa hat die Standorte nun systematisch ausgewertet und erkannt, dass sie auffällig häufig an prominenter Stelle bei alten Begräbnissorten platziert wurden, an denen die Natufien-Menschen ihre Toten rituell mit Blumenschmuck und einem gemeinsamen Grabschmaus ins Jenseits verabschiedeten. Offenbar waren die Steinkrüge als unbewegliches Monument an den Friedhöfen gedacht und spielten auch eine Rolle bei den Bestattungen. Form und Material ließen den Schluss zu, dass sie eine Art von Totenglocke oder Trommel darstellten: Schläge gegen die Steine waren als dunkle Trommeltöne weithin hörbar und könnten dazu gedient haben, die Gemeinde zusammenzurufen, spekulieren die Forscher. In jedem Fall aber belegen die Artefakte, dass auch in der Protojungsteinzeit schon über weite Regionen ausgebreitete Kulturräume mit ähnlichen Ritualen existiert hatten.
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