Präkolumbianische Kulturen: Tönerne Hegemonie
Schon früh gab es in Nord- und Mittelamerika mit dem Reich der Olmeken einen Staat, der seine Produkte wie Politik großzügig wie weitflächig exportierte und damit die Grundlage für seinen Aufstieg schuf. Und es gibt noch eine weitere Parallele zu heutigen Wirtschaftswelten: Produktpiraterie.
Die Olmeken gelten vielen Wissenschaftlern als die Mutter aller mexikanischen Hochkulturen. Bereits 1500 vor Christus gründeten sie ihr erstes großes Zentrum San Lorenzo in der Nähe der Küste des Golfs von Mexiko – die wahrscheinlich erste Stadt Nordamerikas. Dort bauten sie jedoch nicht aus Stein; es gibt also keine monumentalen Zeugnisse ihres Daseins wie jene Pyramiden der Maya und Azteken.
Und dennoch hinterließen die Olmeken der Nachwelt zahlreiche Belege ihres Schaffens. So entwickelten sie wahrscheinlich die erste Schrift Mexikos. Ihre Bildzeichen wurden zur Grundlage der immer noch weit berühmteren Hieroglyphen der Maya. Zudem kommen sie als Erfinder des Ballsports mit in Betracht, denn in olmekischen Niederlassungen fanden Archäologen Zeremonialplätze, auf denen Spielen mit Kautschukbällen gefrönt worden war.
Weitaus bekannter sind allerdings die riesigen Basaltköpfe, die das indianische Volk der Nachwelt hinterlassen hat – steinerne Abbilder ihrer mächtigsten Priester. Diese Portraits wiegen bis zu sechzig Tonnen, und Erstellung wie Transport erforderten größeren logistischen Aufwand. In der Nähe der wichtigsten Olmeken-Siedlungen gibt es keine Basaltvorkommen. Das Material musste also teilweise aus über hundert Kilometer Entfernung herangeschafft werden, organisiert in Gebieten, die nicht direkt von den Olmeken beherrscht wurden.
Im Gegenzug lieferten sie schon etwa 1350 bis 1000 vor Christus erlesene Töpfe und Krüge aus ihren Tonwaren-Manufakturen – Gebrauchsgegenstände, die weithin geschätzt waren: Geschirr oder zumindest Scherben aus olmekischen Produktionsstätten finden sich in Chiapas, Oaxaca, Guerrero und selbst im Hochland von Mexiko. Und sie stammen offenbar alle aus einem Ort: San Lorenzo.
Zu diesem Schluss kommen nun Wissenschaftler um Jeffrey Blomstervon der Universität in Washington, nachdem sie die chemische Zusammensetzung von Keramiken und Tonerden aus allen Teilen des Einflussbereiches der Olmeken untersucht hatten. Anhand einer instrumentellen Neutronenaktivierungsanalyse (INAA) konnten die Forscher im Untersuchungsmaterial Konzentrationsunterschiede bestimmter Elemente wie Chrom, Tantal, Thorium oder Cäsium nachweisen und damit genau das Ursprungsgebiet der verarbeiteten Tone lokalisieren.
Sie waren so nachgefragt, dass die olmekische Produktion entweder dem Verbrauch hinterher hinkte oder die Hersteller die Waren aus Preisgründen knapp halten wollten. So kam es zu den ersten Formen von Produktpiraterie. Töpfer außerhalb San Lorenzos imitierten die olmekischen Keramiken und die dafür typischen Ikonografien – bildhafte Beschreibungen von Ereignissen.
Durch dieses Abkupfern verbreiteten sich aber wohl Kultur und Lebensart der Olmeken in weite Teile Mittelamerikas bis in die heutigen Staaten El Salvador, Guatemala und Honduras. Es entstand eine Art kultureller Hegemonie, in der die beeinflussten Völker mehr und mehr olmekische Symbole, Glaubensbekenntnisse und handwerkliche Fähigkeiten in ihr eigenes Leben integrierten.
Mit ihren Scherben-Erkenntnissen versuchen nun die Forscher um Blomster, die Theorie einer so genannten Mutter-Kultur zu erhärten, nach der die Olmeken San Lorenzos die Wurzel aller weiteren mittelamerikanischen Hochkulturen bilden. Eine Ansicht, die allerdings nicht bei allen auf Gegenliebe stößt: Kritiker gehen eher von mehreren Schwester-Kulturen aus, die sich gleichberechtigt gegenseitig beeinflussten. Ob es allerdings auch schon zur Zeit der Olmeken politische Diskussionen über Leitkulturen oder Gleichgewicht der Zivilisationen gab – darüber schweigen sich die zerbrochenen Keramiken noch aus.
Und dennoch hinterließen die Olmeken der Nachwelt zahlreiche Belege ihres Schaffens. So entwickelten sie wahrscheinlich die erste Schrift Mexikos. Ihre Bildzeichen wurden zur Grundlage der immer noch weit berühmteren Hieroglyphen der Maya. Zudem kommen sie als Erfinder des Ballsports mit in Betracht, denn in olmekischen Niederlassungen fanden Archäologen Zeremonialplätze, auf denen Spielen mit Kautschukbällen gefrönt worden war.
Weitaus bekannter sind allerdings die riesigen Basaltköpfe, die das indianische Volk der Nachwelt hinterlassen hat – steinerne Abbilder ihrer mächtigsten Priester. Diese Portraits wiegen bis zu sechzig Tonnen, und Erstellung wie Transport erforderten größeren logistischen Aufwand. In der Nähe der wichtigsten Olmeken-Siedlungen gibt es keine Basaltvorkommen. Das Material musste also teilweise aus über hundert Kilometer Entfernung herangeschafft werden, organisiert in Gebieten, die nicht direkt von den Olmeken beherrscht wurden.
Im Gegensatz zu ihren kriegerischen Nachfolgern – den Azteken und Maya – waren die Olmeken aber anscheinend ein eher friedliches Volk, das benachbarte Stämme nicht zu unterwerfen versuchte, sondern getreu dem Motto "Wandel durch Handel" agierte. Sie erweiterten ihr Reich folglich nicht durch ausgedehnte Feldzüge. Stattdessen ließen sie sich an der Seite weniger entwickelter Kulturen nieder und trieben mit ihnen Tauschhandel. Davon zeugen Handelsposten der Olmeken in den Bergen von Oaxaca und Tlatilco. Von dort bestellten und kauften die an der Küste lebenden Bildhauer Basalt und seltene Steine wie Jade oder Obsidian.
Im Gegenzug lieferten sie schon etwa 1350 bis 1000 vor Christus erlesene Töpfe und Krüge aus ihren Tonwaren-Manufakturen – Gebrauchsgegenstände, die weithin geschätzt waren: Geschirr oder zumindest Scherben aus olmekischen Produktionsstätten finden sich in Chiapas, Oaxaca, Guerrero und selbst im Hochland von Mexiko. Und sie stammen offenbar alle aus einem Ort: San Lorenzo.
Zu diesem Schluss kommen nun Wissenschaftler um Jeffrey Blomstervon der Universität in Washington, nachdem sie die chemische Zusammensetzung von Keramiken und Tonerden aus allen Teilen des Einflussbereiches der Olmeken untersucht hatten. Anhand einer instrumentellen Neutronenaktivierungsanalyse (INAA) konnten die Forscher im Untersuchungsmaterial Konzentrationsunterschiede bestimmter Elemente wie Chrom, Tantal, Thorium oder Cäsium nachweisen und damit genau das Ursprungsgebiet der verarbeiteten Tone lokalisieren.
Wie sich zeigte, erlangte Material aus San Lorenzo weite Verbreitung, während die anderen Töpferwaren allenfalls regionale Bedeutung hatten – keine fanden den Weg ins Olmeken-Zentrum selbst. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich dabei vor allem Luxuswaren wie die Conejo-Keramiken mit ihrer exquisiten Farbwahl von orange auf weiß oder das rein weiße Xochiltepec.
Sie waren so nachgefragt, dass die olmekische Produktion entweder dem Verbrauch hinterher hinkte oder die Hersteller die Waren aus Preisgründen knapp halten wollten. So kam es zu den ersten Formen von Produktpiraterie. Töpfer außerhalb San Lorenzos imitierten die olmekischen Keramiken und die dafür typischen Ikonografien – bildhafte Beschreibungen von Ereignissen.
Durch dieses Abkupfern verbreiteten sich aber wohl Kultur und Lebensart der Olmeken in weite Teile Mittelamerikas bis in die heutigen Staaten El Salvador, Guatemala und Honduras. Es entstand eine Art kultureller Hegemonie, in der die beeinflussten Völker mehr und mehr olmekische Symbole, Glaubensbekenntnisse und handwerkliche Fähigkeiten in ihr eigenes Leben integrierten.
Mit ihren Scherben-Erkenntnissen versuchen nun die Forscher um Blomster, die Theorie einer so genannten Mutter-Kultur zu erhärten, nach der die Olmeken San Lorenzos die Wurzel aller weiteren mittelamerikanischen Hochkulturen bilden. Eine Ansicht, die allerdings nicht bei allen auf Gegenliebe stößt: Kritiker gehen eher von mehreren Schwester-Kulturen aus, die sich gleichberechtigt gegenseitig beeinflussten. Ob es allerdings auch schon zur Zeit der Olmeken politische Diskussionen über Leitkulturen oder Gleichgewicht der Zivilisationen gab – darüber schweigen sich die zerbrochenen Keramiken noch aus.
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