Naturkatastrophe: Tohoku-Beben: Verschlimmerte riesiger Erdrutsch die Tsunamis?
Am 11. März 2011 zerstörte das Tohoku-Beben und die davon ausgelösten Tsunamis große Teile im Norden der japanischen Insel Honshu: Rund 20 000 Menschen starben direkt daran; zudem havarierte in der Folge der Kernreaktor von Fukushima. Das meiste davon geht auf das Konto zehn Meter hoher Flutwellen, die nicht dafür ausgelegte Schutzwälle am Meer überspülten. Entlang eines etwa 100 Kilometer langen Küstenabschnitts namens Sanriku türmten sich die Tsunamis allerdings bis zu 40 Meter hoch auf – was nach Ansicht von Stephan Grilli von der University of Rhode Island in Narragansett Bay nicht nur auf die engen Buchten der Region allein zurückzuführen sei. Stattdessen habe sich vor diesem Bereich wegen des Erdbebens ein etwa 20 mal 40 Kilometer großes und zwei Kilometer dickes Sedimentpaket an den Hängen des vor der Küste verlaufenden Japangrabens gelöst und sei in die Tiefe gerauscht. Wenn eine derartige rasche Massenbewegung eintritt, verdrängt sie gewaltige Wassermassen, die allein für sich genommen schon das Potenzial für einen Tsunami haben. Die vom Beben direkt und indirekt ausgelösten Wellen potenzierten sich demnach und führten zusammen mit der engen Topografie des angrenzenden Festlandes zu den turmhohen Überfluten der kleinen Küstenstädte – ein Viertel der Todesopfer entfiel auf diesen eigentlich eher dünn besiedelten Küstenbereich.
Vergleichende Kartierungen des Meeresbodens bestätigen offensichtlich Grillis Modellierung der Tsunamis: Am nördlichen Ende der Bruchzone scheint sich 2011 tatsächlich ein großes Sedimentpaket gelöst zu haben. Verschiedene japanische Seismologen hatten hingegen einen Bebendoppelschlag als Auslöser verdächtigt. Laut ihnen habe sich unmittelbar nach dem Tohoku-Beben an der fraglichen Stelle eine weitere Erschütterung ereignet, die nur einen dünnen Bereich der Erdkruste betraf – und die keine Spuren in den seismischen Aufzeichnungen des Tages hinterlassen habe, womöglich weil sie im großen "Rauschen" des Hauptbebens unterging. Die neuen Daten sprechen nun aber gegen diese These.
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