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Ulysses: Totgeglaubte leben länger

Raumsonde Ulysses
Vor mehr als einem Jahr berichteten wir über das bevorstehende Ende der NASA/ESA-Raumsonde Ulysses. Nachdem die Sonde unerwartet 14 Monate weiter funktionierte, übermittelte die US-Raumfahrtbehörde in der Nacht den Befehl zum Abschalten der Bordelektronik. Ulysses lieferte 18 Jahre und 8 Monate lang Daten von der Sonne und war damit die längste Sondenmission unter Beteiligung der ESA in der Geschichte.

Der Radio-Isotopen-Generator (RTG) an Bord von Ulysses nutzt die Wärme aus dem radioaktiven Zerfall des Plutoniumiso­tops 238Pu und wandelt diese mit Thermoelementen direkt in elektrischen Strom um. Nach 17 Jahren im All hatte der Wirkungsgrad der Thermoelemente nachgelassen und der RTG erzeugte nicht mehr ausreichend Strom, um die Heizsysteme der Treibstoffleitungen zu versorgen und diese damit vor dem Einfrieren zu bewahren. Die Sonde wäre damit nicht mehr zu steuern gewesen. Techniker der Einsatzleitung kamen jedoch auf die Idee, die Leitungen dadurch offen zu halten, dass sie alle Steuerdüsen mehrmals täglich kurz aktivierten. Dies bescherte der Sonde die zusätzliche Lebenszeit.

Ulysses wurde im Jahr 1990 von einer US-Raumfähre gestartet und ist eine Kooperation zwischen der Europäischen Weltraumbehörde ESA und der US-Raumfahrtbehörde NASA. Die Sonde bewegt sich auf einer um achtzig Grad gegenüber der Erdbahnebene geneigten Bahn um die Sonne und entfernt sich bis zur Umlaufbahn des Jupiter von unserem Tagesgestirn. Deshalb kamen Solarzellen zur Stromversorgung nicht in Frage.

Die Bordinstrumente der Sonde erforschten den Sonnenwind und die äußere Atmosphäre der Sonne in hohen solaren Breiten, die in Erdnähe nicht zugänglich sind. Erstmals bekamen Wissenschaftler so einen Einblick in die dreidimensionale Struktur des Sonnenwinds. Ulysses umläuft die Sonne einmal in sechs Jahren, hat also annähernd drei komplette Umläufe absolviert und fast zwei der 11-jährigen Aktivitätszyklen der Sonne beobachtet. Ursprünglich hatten die Konstrukteure auf eine Lebensdauer von rund fünf Jahren gehofft.

Ralf Strobel

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