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News: Transatlantische Handelskonflikte eskalieren

Die Vision von einem anbrechenden 'Atlantischen Jahrhundert' und einem 'globalen Prosperitäts- und Stabilitätsanker' inmitten einer krisengeschüttelten Weltwirtschaft kontrastiert mit der Realität eskalierender Handelskonflikte zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten und einem vor allem in den USA wieder wachsenden Protektionismus gegenüber Drittländern.
Das schreibt Georg Koopmann vom HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung-Hamburg in der neuesten Ausgabe der Institutszeitschrift INTERECONOMICS.

Der euro-amerikanische Warenaustausch sei einst das Kernstück des Welthandels gewesen, bevor er im Zuge des exportorientierten Wachstums asiatischer Länder zunächst vom transpazifischen und später auch vom euro-asiatischen Handel verdrängt worden sei. In den letzten Jahren habe sich die Position des transatlantischen Handels innerhalb der Triade jedoch wieder gefestigt: während die transpazifischen und euro-asiatischen Welthandelsanteile stagnierten bzw. gesunken seien, sei von 1995 bis 1997 der bilateralen am Welthandel insgesamt von 4,9 Prozent auf 5,6 Prozent und bei Industriegütern von 5,9 Prozent auf 6,5 Prozent gestiegen. Für die EU seien die USA damit zugleich der bei weitem wichtigste und ein immer bedeutenderer Handelspartner: der US-Anteil am externen EU-Handel sei im betrachteten Zeitraum insgesamt von 18,5 Prozent auf 19,9 Prozent und bei Industriegütern von 20,4 Prozent auf 23 Prozent geklettert. Umgekehrt habe die EU ihre Position im US-Handel behauptet: Bei Industriegütern sei sie – mit etwas mehr als einem Fünftel des US- Außenhandels – der größte Handelspartner der USA, insgesamt liege sie – mit etwas weniger als einem Fünftel – hinter Kanada auf dem zweiten Platz.

Wesentlich stärker noch als im Handel sei die wechselseitige Abhängigkeit bei den Direktinvestitionen. So stammten rund zwei Drittel aller ausländischen Direktinvestitionen in den USA aus der EU, während nahezu die Hälfte der US-Direktinvestitionen im Ausland in der EU getätigt worden seien. Ähnlich hoch lägen die Anteile der USA an den ein- und ausfließenden Direktinvestitionen der EU. In dieser weit über die Handelsverflechtung hinausgehenden Produktionsverflechtung spiegele sich die Konvergenz der beiden Wirtschaftsräume wider.

Ungeachtet dieser positiven Entwicklungen in Richtung auf eine vertiefte Integration der Märkte häufen sich die bilateralen handelspolitischen Konflikte und nehmen an Schärfe zu, schreibt der HWWA-Experte weiter. So nähme in den USA trotz der glänzenden Wirtschaftslage die protektionistische Stimmung deutlich zu. Die vom Repräsentantenhaus mit großer Mehrheit beschlossene Reduzierung und Quotierung der Stahleinfuhren wäre ein klarer Verstoß gegen WTO-Bestimmungen. Aus diesem Grunde fänden derartige Maßnahmen auch im Senat keine ausreichende Unterstützung, während das Weiße Haus vorsorglich bereits ein Veto angekündigt habe. Stattdessen würden verstärkt WTO-konforme Antidumpingmaßnahmen ergriffen. Das chronische Außenhandelsdefizit des Landes, das im Januar einen neuen Höchststand erreicht habe, werde indirekt auch den Europäern angelastet, die mangels wirtschaftlicher Eigendynamik zu geringe Importe aus den Krisenländern auf sich zögen. Europa solle deshalb die Binnenwirtschaft stärker ankurbeln und weiter deregulieren. Eine bessere Lastenverteilung zwischen den beiden Handelsgiganten könnte auch nach Auffassung des HWWA notwendig sein, um zu verhindern, daß aus der Finanzkrise des letzten Jahres die Handelskrise dieses Jahres wird.

Hierdurch würden auch die Voraussetzungen für den Erfolg der neuen multilateralen Handelsrunde verbessert, die im November in Seattle auf der dritten WTO-Ministerkonferenz in die Wege geleitet werden soll. In dieser "Jahrtausend-Runde" sollen die USA und eine durch den Euro gestärkte EU gemeinsam die Führungsrolle übernehmen. Hierzu müßte aber der amerikanische Kongreß den beharrlichen Widerstand gegen das Fasttrack-Mandat aufgegeben, ohne das den US-Verhandlungsführern die Hände gebunden wären. Inhaltlich müßten die EU und die USA sich auf ein Liberalisierungsprogramm verständigen, das möglichst viele Länder, Branchen und Handelshindernisse einschlösse. Denn so könnte noch am ehesten der schwindenden öffentlichen Unterstützung für eine Politik der Handelsliberalisierung begegnet werden.

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