Gentechnologie: Transgene Kuh gibt hypoallergene Milch
Bei manchen Menschen lösen bestimmte Eiweiße der Kuhmilch allergische Reaktionen aus. Zwar gibt es insbesondere für die Ernährung von Kindern künstliche Ersatzprodukte, in denen die Allergene gezielt zerstört werden. Die Verfahren sind jedoch teuer, und der Geschmack ist beeinträchtigt – zudem können die verbleibenden Proteinreste noch immer allergen wirken. Forscher aus Neuseeland stellen nun ein gentechnisch verändertes Kalb vor, dessen Milch kein Beta-Laktoglobulin mehr enthält, eines der wichtigsten Allergene in Kuhmilch.
Um die Herstellung des Beta-Laktoglobulins (BLG) zu unterbinden, griffen die Forscher um Goetz Laible von der AgResearch in Hamilton auf RNA-Interferenz zurück. Anhand von Schaf- und Kuhzellkulturen suchten sie nach geeigneten Micro-RNA (miRNA), die das BLG-Gen stilllegen. Dabei erwies sich ein Tandem aus zwei verschiedenen miRNA als besonders wirksam. Dieses Konstrukt testeten sie anschließend erfolgreich in Mäusen, die genetisch so verändert sind, dass sie Schaf-BLG produzieren.
Im nächsten Schritt brachten die Forscher die Erbinformation für das miRNA-Tandem in fötale Kuhzellen ein. Es entstanden zwei Zelllinien, von denen eine sich zur Zucht verwenden ließ: Aus 57 transferierten Klonen entwickelten sich fünf Föten, darunter ein weibliches Kalb, dessen Milch tatsächlich BLG-frei war – um das zu überprüfen, regten die Forscher die Milchproduktion der jungen Kuh mittels Hormonen an.
Von zwei weiteren Ergebnissen berichten die Wissenschaftler: Zum einen stieg gleichzeitig mit dem Verschwinden an BLG der Gehalt an Kaseinen in der Milch dramatisch an. Das ist gut für Käsehersteller. Schlecht ist es allerdings für Allergiker, denen diese Milchproteine zu schaffen machen, denn sie sind im Gegensatz zu BLG auch durch Erhitzen nicht auszuschalten. Und: Das Kalb hatte keinen Schwanz. Die Forscher wollen die Ursache dafür noch genauer untersuchen, einen Zusammenhang mit dem miRNA-Tandem sehen sie aber nicht. Eher handele es sich wohl um eine Mutation in den fötalen Zellen, in welche die genetisch veränderten Zellkerne eingebracht wurden.
Das Allergiepotenzial von Kuhmilch ist einer der Gründe, warum sie in der Ernährung von Kleinkindern umstritten ist. Aktuell wird eine kontrollierte Menge ab dem sechsten Lebensmonat im Rahmen des Milch-Getreide-Breis empfohlen.
Nicht zu verwechseln ist die Allergie auf Kuhmilchproteine mit der Laktoseintoleranz: Letztere beruht darauf, dass bei den meisten Menschen nach der Säuglingszeit die Aktivität des Enyzms Laktase abnimmt, das den Milchzucker Laktose spaltet. Nur in Regionen wie Europa, in denen seit sehr langer Zeit Milch genutzt wurde, hat sich der Genpool derart verändert, dass die Laktase auch im Erwachsenenalter aktiv bleibt. Deshalb tritt Laktoseinteroleranz hier seltener auf.
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