Epigenetik: Traumatisierte Gene
Traumatische Erfahrungen wirken sich noch Jahre später aus – wenn nicht gar lebenslang. Betroffene leiden oftmals unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die fundamentale biologische Prozesse beeinträchtigt. Selbst in das Erbgut graben sich die Spuren des Erlebten ein.
Divya Metha vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und ihre Kollegen untersuchten, wie sich Missbrauchserfahrungen in der Kindheit auf die Genaktivität im Erwachsenenalter auswirken. Hierzu analysierten sie die Blutproben von 169 stark traumatisierten Personen.
Dabei ergab sich, dass die Genaktivität in den Blutzellen von den traumatischen Erlebnissen der Probanden abhing: Bei denjenigen, die als Kinder missbraucht oder misshandelt worden waren, wurden andere Gene abgelesen und in entsprechende Proteine übersetzt als bei den auf andere Weise traumatisierten Versuchspersonen.
Diese Unterschiede spiegelten sich auch in chemischen Veränderungen des Erbmoleküls wider: Die DNA in der Gruppe der Misshandelten zeigte ein ganz charakteristisches Muster angehängter Methylgruppen. Diese so genannten epigenetischen Markierungen schalten einzelne Erbfaktoren ab und bestimmen so die Genaktivität.
Hinter der Diagnose "Posttraumatische Belastungsstörung" können also verschiedene Traumata stecken, die jeweils unterschiedlich das Erbgut verändern. "Die Biologie psychiatrischer Erkrankungen ist komplexer als bisher angenommen", meint Arbeitsgruppenleiterin Elisabeth Bindner. "Das gesamte Erleben bis zur Erkrankung spielt eine große Rolle und sollte bei der Behandlung von Angststörungen und Depressionen berücksichtigt werden."
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