Direkt zum Inhalt

Schmerzempfinden: Traurige Filme härten ab

Manche Hollywoodstreifen sind so dramatisch, dass sie uns zu Tränen rühren. Diese emotionale Achterbahnfahrt härtet uns aber offenbar ab - sogar gegen physische Schmerzen, wie Forscher nun entdeckten.
Frau im Kino

Kassenschlager wie "Titanic" beweisen es: Manchmal gehen wir eben auch ganz gern ins Kino, um die eine oder andere Träne zu vergießen oder uns emotional so richtig durchschütteln zu lassen. Tragische Filme können aber auch positiven Einfluss auf uns haben, wie nun eine Untersuchung von Robin Dunbar von der University of Oxford und seinen Kollegen zeigt: Offenbar schweißt ein gemeinsamer Gefühlstrip Menschen enger zusammen und senkt sogar ihr Schmerzempfinden.

Die Wissenschaftler zeigten 169 Versuchspersonen in Gruppen das TV-Drama "Stuart: A Life Backwards", in dem es um das Leben eines drogenabhängigen Obdachlosen geht, der in seiner Kindheit missbraucht wurde. Vor und nach dem Film mussten die Probanden einen Test absolvieren, bei dem sie sich so lange wie möglich, wie auf einem imaginären Stuhl sitzend, mit dem Rücken an die Wand lehnen sollten – eine Übung, die nach einiger Zeit ordentlich Muskelschmerzen in den Beinen verursacht. Nach dem Film, so entdeckten die Forscher, gelang es den Teilnehmern besser, die Zähne zusammenzubeißen: Sie hielten es im Schnitt 18 Prozent länger in der unbequemen Position aus als vorher. Außerdem fühlten sie sich ihren Mitzuschauern enger verbunden, wie eine Befragung offenbarte. Bei einer Kontrollgruppe, die statt des Dramas eine Wissenschaftsdokumentation ansah, stellten sich dagegen keine Veränderungen ein.

Laut Dunbar und seinem Team kommen der Abhärtungseffekt und der gesteigerte soziale Zusammenhalt vor allem dadurch zu Stande, dass das gemeinsame Anschauen besonders emotionaler Filme die Ausschüttung von Endorphinen bewirkt, die mitunter Glücksgefühle erzeugen. Das sei auch bei anderen Gruppenaktivitäten der Fall, bei denen Menschen sich gemeinsam ihren Emotionen hingeben, etwa beim Singen oder Tanzen. Endorphine sind dafür bekannt, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und gleichzeitig die Schmerztoleranz zu erhöhen. Da die Forscher die Endorphinkonzentration ihrer Probanden nicht erfasst haben, könnten auch andere Neuropeptide wie etwa Oxytozin auf hirnchemischer Seite eine Rolle spielen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.