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Vernachlässigte Krankheiten: Acht Länder rotten Tropenkrankheiten aus

Durch Parasiten oder Viren ausgelöste Tropenkrankheiten betreffen weltweit mehr als eine Milliarde Menschen. Die gute Nachricht: Acht Länder konnten sich 2022 von manchen befreien.
Trypanosoma brucei-Parasiten unter dem Mikroskop
Der einzellige Parasit Trypanosoma brucei kann durch einen Stich der Tsetse-Fliege auf Menschen übertragen werden und dort die Afrikanische Schlafkrankheit hervorrufen. Die Parasiten haben einen ausgesprochen komplexen Lebenszyklus mit verschiedenen Lebensformen in Insekten und Säugetieren.

Malawi, Vanuatu und Uganda gehören laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den acht Ländern, die im Jahr 2022 eine vernachlässigte Tropenkrankheit eliminieren konnten. Damit hat sich die Zahl der Länder, denen dies seit Ende der 1990er Jahre gelungen ist, auf fast 50 erhöht. Elf Länder haben dabei mehr als eine Krankheit ausgerottet.

»Das ist eine enorme Leistung«, sagt Francisca Mutapi, Expertin für globale Gesundheit an der University of Edinburgh. Der jüngste WHO-Bericht kommt zwei Jahre nach der Veröffentlichung eines Plans zur Kontrolle oder Eliminierung vernachlässigter tropischer Krankheiten (englisch: neglected tropical diseases, NTDs) bis 2030. NTDs sind eine Gruppe von etwa 20 Krankheiten, die weltweit mehr als eine Milliarde Menschen betreffen. Sie werden aber von der globalen Gesundheitsagenda weitgehend übersehen. Die Krankheiten betreffen in der Regel Menschen, die in verarmten Gegenden leben. Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten oder Toxine sind Auslöser dieser Tropenkrankheiten.

2022 hat die Demokratische Republik Kongo die durch den Guineawurm (Medinawurm) hervorgerufene Krankheit ausgerottet und folgt damit 16 weiteren Ländern, die sich zuvor ebenfalls dieser Krankheit entledigt haben. Eine Augenentzündung, die zur Erblindung führt – das so genannte Trachom –, tritt nicht mehr in Togo, Malawi, Saudi-Arabien und Vanuatu auf. Uganda und Äquatorialguinea sowie Ruanda hingegen haben unterschiedliche Formen der Afrikanischen Schlafkrankheit, die durch den Parasiten Trypanosoma brucei verursacht wird, eliminiert.

Krankheiten könnten entweder vollständig ausgerottet werden oder stellen für die öffentliche Gesundheit kein ernsthaftes Problem mehr dar, sagt Ibrahima Socé Fall, Direktor der WHO-Abteilung für die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten. »Diese Tropenkrankheiten betreffen die Ärmsten der Armen, daher freuen wir uns, wenn wir sehen, dass Menschen von diesen Krankheiten befreit werden.«

Wirksame Methoden

Bei der Bekämpfung einiger nicht tropenbedingter Krankheiten hat sich die präventive Chemotherapie als äußerst wirksam erwiesen, insbesondere bei Trachom, lymphatischer Filariose (auch Elefantiasis genannt), Flussblindheit (Onchozerkose), Bilharziose und Helminthiasen (durch parasitäre Würmer ausgelöste Krankheiten). Werden regelmäßig Medikamente an Bevölkerungsgruppen verabreicht, können Infektionen behandelt und ihre Ausbreitung verhindert werden.

Viele NTDs, einschließlich Bilharziose, werden durch Wasser übertragen. Deshalb kann der Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene entscheidend zu ihrer Ausrottung beitragen, sagt Mutapi. Im WHO-Bericht wird angemerkt, dass durch die Corona-Pandemie ein größeres Bewusstsein fürs Händewaschen besteht. Obwohl die Auswirkungen dessen auf die Übertragung einiger NTDs noch nicht in vollem Umfang bekannt sind, »ist es wahrscheinlich, dass sie signifikant sind«, heißt es im Bericht.

Aber die Pandemie hat auch viele Fortschritte bei der Eliminierung von Tropenkrankheiten zunichtegemacht. Versorgungsprobleme schränkten die Verfügbarkeit von medizinischen Hilfsgütern und die Interventionsmaßnahmen ein. Zudem waren Gesundheitseinrichtungen nur eingeschränkt zugänglich. Auch die präventive Chemotherapie war mancherorts beeinträchtigt. »Wir müssen wirklich darüber nachdenken und innovativ sein, wie wir uns auf eine weitere [Pandemie] vorbereiten können, bevor wir unsere Ziele erreichen«, sagt Shaden Kamhawi, Gruppenleiterin für Leishmaniose am US National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Rockville, Maryland. Dennoch, sagt sie, »jeder Fortschritt ist ein guter Fortschritt«. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Menschen, die wegen einer NTD behandelt werden mussten, um 25 Prozent zurückgegangen. Allein zwischen 2020 und 2021 ist die Anzahl Betroffener um rund 80 Millionen gesunken.

Ibrahima Socé Fall unterstreicht die Notwendigkeit einer nachhaltigen Finanzierung und globaler Aufmerksamkeit, um sicherzustellen, dass NTDs nicht weiter vernachlässigt werden. Um die Fortschritte fortzusetzen und Neuinfektionen zu verhindern, so Mutapi, müssen die Bemühungen zur Eliminierung der Tropenkrankheiten weitergeführt werden. Demnach solle die Beobachtung und Überwachung von Krankheitsausbrüchen finanziert werden.

»Wir müssen optimistisch sein«, sagt Kamhawi, aber sie fügt hinzu, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. »Wir sollten nicht unvorsichtig werden.«

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