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Ornithologie: Tropisches Vogelkonzert von Lichtverhältnissen dirigiert

Erstmals konnte für tropische Vogelarten nachgewiesen werden, dass die jeweiligen morgendlichen Lichtverhältnisse im Inneren des Regenwalds zeitlich den artspezifischen Gesang auslösen.

So starteten nach der Studie von Ornithologen um Karl Berg von der Florida International University im ecuadorianischen Regenwald zuerst die Singvögel im Kronenraum des Testgebiets mit dem Singen. Mit steigendem Sonnenstand und zunehmender Beleuchtung des Waldinneren folgten dann nach und nach die Spezies in tieferen Stockwerken des Waldes, bis zuletzt die Arten des Waldbodens einstimmten: Im Durchschnitt sangen die Singvögel des Kronenraums knapp 45 Minuten früher als jene des Waldbodens. Wichtig ist zudem die Augengröße der Tiere, denn Spezies mit großen Sehorganen begannen unter gleichen Lichtfaktoren früher mit dem Gesang als kleinäugige Vertreter.

Unterschiede ergaben sich allerdings beim Vergleich zwischen den oscinen – den "richtigen" – und den suboscinen Singvögeln, die entwicklungsgeschichtlich älter sind und zu denen etwa die Tyrannen-Fliegenschnäpper oder die Ameisenvögel zählen. Die suboscinen Arten setzten bei gleicher Körpergröße und gleichen Lebensraumansprüchen in jedem einzelnen Waldstockwerk jeweils bedeutend früher mit ihrem Gesang ein als die oscinen Vertreter. Karl Berg und seine Kollegen führen dies auf evolutionär bedingte Differenzen in der Lichtempfindlichkeit der Netzhaut zurück, die offensichtlich bei den suboscinen Vögeln höher ist.

Bei den Nicht-Singvögeln wie Papageien, Spechte oder Trogonen zeigte sich dagegen kein lebensraumspezifisches Bild, auch die relative Größe der Augen war irrelevant – es war kein Zusammenhang zwischen dem Sangesbeginn und der jeweils bewohnten Schicht des Waldes erkennbar. Eine mögliche Ursache hierfür könnte das breite Nahrungsspektrum dieser Gruppe darstellen, denn Insekten jagende Spezies benötigen generell bessere Lichtverhältnisse als Früchte fressende. Sie können daher erst später aktiv werden und beginnen dementsprechend auch später zu singen.

Warum die Vögel überhaupt vornehmlich in der Morgendämmerung singen und nicht in gleicher Intensität den ganzen Tag über, führen die Wissenschaftler auf zwei Ursachen zurück. Zum einen sind morgens die akustischen Bedingungen am besten, da atmosphärische Turbulenzen wie Winde allenfalls schwach auftreten. Durch die Erhitzung verstärken sie sich im Tagesverlauf und können dadurch die Übertragung der Vogelstimmen beträchtlich beeinflussen. Der zweite Grund ist die Erkennung von Fraßfeinden, die sich an Lautäußerungen orientieren: Die Vögel setzen demnach dann mit dem Singen ein, wenn die Lichtbedingungen für sie ausreichend stark genug sind, um entsprechende Beutegreifer frühzeitig zu entdecken, aber noch nicht intensiv genug, um selbst auf Nahrungssuche zu gehen.

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