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Das aktuelle Stichwort: Tsunami-Frühwarnsystem

Seismogramm des indonesischen Seebebens
Indonesien und Malaysia setzen zum Schutz vor zukünftigen Tsunamis auf ein Warnsystem, das unter Federführung des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) entwickelt wurde. Die Finanzierung soll aus Mitteln der Katastrophenhilfe der Bundesrepublik Deutschland gewährleistet werden und würde den interessierten Staaten mithin keine Zusatzkosten verursachen.

Die praktische Umsetzung des Konzepts ist in mehreren Stufen gedacht, wobei die ersten Maßnahmen bereits dieses Jahr anlaufen sollen. Dazu gehört zunächst der Auf- und Ausbau nationaler wie internationaler seismologischer und informeller Netze und das Ausbringen von Bojen im Indischen Ozean, die mit Druckpegelmessern ausgestattet sind.

Die Bojen erkennen Erschütterungen direkt auf dem Wasser und messen dabei ihre eigene Bewegung sehr exakt, was Fehlmeldungen verringert. Sowohl die marinen Bojen als auch an der Küste installierte Pegelmesser sind mit Globalen Positionierungssystemen (GPS) versehen und mit Satelliten verbunden. Über die Satelliten werden die Daten in Echtzeit an regionale und nationale seismologische Zentren übermittelt. In diese Phase integriert sind Trainingskurse für das jeweilige einheimische Personal.

In der zweiten Stufe soll ein Multi-Satellitensystem gebaut und betrieben werden. Dieses stellt eine Fortentwicklung bereits vorhandener so genannter Deformations-Überwachungssysteme dar, die tektonische Veränderungen der Erdoberfläche aufzeichnen. Auch GPS-basierte Meereshöhenmessungen sollen dann möglich sein.

Die am GFZ mitentwickelte Echtzeitkommunikation ist nach eigenen Angaben mittlerweile internationaler Standard und wird daher auch in den USA verwendet. Dazu programmierte das Forschungszentrum eine Software, die automatisch Erdbeben erkennt und lokalisiert, wobei sie sich auf ein Netz von über 100 eigenen und partnerschaftlichen seismologischen Stationen stützen können. Dadurch konnte bereits 13 Minuten nach dem schweren Seebeben vor Sumatra eine erste – automatische – Erdbebenmeldung ins Internet gestellt werden, die allerdings keine Schadenshinweise geben konnte.

Da im Bereich des Indischen Ozeans zurzeit nur sechs öffentliche Stationen zur Verfügung stehen – und diese dem amerikanischen Netz angehören –, werden bereits in der ersten Realisierungsstufe dreißig bis vierzig neue Messplätze eingerichtet und mit Satellitenkommunikation ausgerüstet. Angestrebt werden schließlich insgesamt etwa 250 offene Stationen.

Das GFZ veranschlagt die Gesamtkosten des Projekts auf 45 Millionen Euro, wovon das Gros in der tektonisch labilsten Zone Indonesien investiert werden muss. Nachdem Indonesien und Malaysia starkes Interesse zeigen, hoffen die Deutschen auch auf einen Vertrag mit Sri Lanka und nachfolgend weiteren Anrainern im Indischen Ozean.

Durch das Seebeben und die dadurch ausgelösten Flutwellen starben am 26. Dezember etwa 280 000 Menschen. Die Opferzahlen waren auch deshalb so hoch, weil kein regionales Warnsystem wie im Pazifik installiert ist. Folglich ging nach dem Beben keine effektiven Warnung an Staaten wie Indien, Sri Lanka, Thailand oder Somalia heraus, dass Küstenabschnitte evakuiert werden müssten.

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