News: Tunnelnde Neutronen im Magnetfeld
In der Festkörperphysik werden sogenannte "thermische Neutronen", die nur wenig Energie besitzen, verwandt, um die strukturellen, magnetischen und dynamischen Eigenschaften kompakter Materialien zu erforschen. Die Wechselwirkung der Neutronen mit der Materie ist zweifach, da sie ein magnetisches Moment besitzen und sowohl nukleare als auch magnetische Potentiale wahrnehmen. Allerdings sind diese Wechselwirkungen eher klein, und die Materialtiefe, für welche Informationen in einem Streuexperiment erlangt werden können, liegt gewöhnlich im Zentimeterbereich.
Die Forscher des Max-Planck-Instituts versuchten, die Oberflächensensibiltät der Neutronen zu erhöhen, um die magnetischen Eigenschaften dünner Filme und Grenzschichten zu untersuchen. Sie nutzten den quantenmechanischen Tunneleffekt, um eine Zone des Materials von nur einigen Nanometern Dicke genauer zu betrachten. Auch wenn die Neutronen nicht als Teilchen in die Probe eintreten, dringen ihre Wellenfunktionen in das andere Medium ein, allerdings nehmen deren Amplituden exponentiell ab. Ihr Schicksal kann an den senkrecht zur Oberfläche liegenden Gitterebenen abgelesen werden.
Auf unerwartete Ergebnisse stieß man in einem Experiment am Forschungsreaktor des Institute Laue Langevin im französischen Grenoble. Ein nichtpolarisierter Neutronenstrahl wurde auf die Oberfläche eines dünnen Eisen-Films gelenkt. Immer wenn das Eisen magnetisiert war, spalteten sich die Wellenfunktionen der Neutronen innerhalb des Materials in zwei leicht verschiedene Energieniveaus auf – ein Phänomen, das bei Elektronen als Zeeman-Effekt bekannt ist. Diese Aufspaltung reagierte sehr empfindlich auf kleinste magnetische Streufelder, deren Abmessungen nur Nanometer betrugen. Sie stellt somit ein neues Instrument zur Untersuchung feinster magnetischer Ereignisse in dünnen magnetischen Filmen dar.
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