Über 46 Grad: Kanada erlebt gerade eine Jahrtausendhitze
Update 30.06.2021: Die Temperaturen auf dem Höhepunkt der Hitzewelle waren noch einmal höher als vorhergesagt. In der Rekordhalterstadt Lytton wurde am Dienstag ein Höchstwert von 49,5 Grad Celsius gemessen. Wie die nationale Polizeibehörde RCMP mitteilte, habe die Hitze allein in der Stadt Vancouver zum Tod von 69 Menschen beigetragen. In den nächsten Tagen gehen die Temperaturen nur langsam zurück.
Kanada und der pazifische Nordwesten der USA ächzen derzeit unter einer Jahrtausendhitze. Entlang der Küstenstaaten Washington, Oregon und der kanadischen Provinz British Columbia liegen die Temperaturen vielfach deutlich über 37 Grad. Noch bis zur Wochenmitte dürfte das Extremwetter anhalten. Dann verlagert sich der kontinentale Hitzestau Medienberichten zufolge nach Osten.
Mit offiziellen 46,6 Grad Celsius wurde am Sonntag ein Temperaturrekord für Kanada gemessen. Der in Lytton, British Columbia, aufgezeichnete Wert übertrifft den bisherigen Rekord von 45 Grad aus dem Jahr 1937 deutlich. Am heutigen Montag oder am Dienstag, für den Meteorologen sogar 47 Grad vorausgesagt haben, könnte die Kleinstadt also noch einmal ihren eigenen Rekord überbieten.
Here's a look at how the Ω-shaped jet stream will hold record-breaking hot air over the Pacific Northwest during the next 2-3 days, before moving east. pic.twitter.com/YoaRCSGSF2
— Ben Domensino (@Ben_Domensino) June 28, 2021
Auslöser für das Extremwetter ist der Jetstream, ein Band von Westwinden, die die Arktis in großer Höhe umkreisen und sich dabei auf die Bewegung von Hoch- und Tiefdruckgebieten auswirken. Über Nordamerika hat sich jener Windstrom zuletzt markant nach Norden ausgestülpt, so dass Warmluft aus dem Süden nordwärts dringen kann. Fachleute sprechen von einer »Omega-Lage«, nach der Ähnlichkeit des Windmusters mit dem griechischen Buchstaben. Diese Schleife bewegt sich kaum vom Fleck; sie ist blockiert, wobei sich die von ihr eingeschlossene Warmluft im Kreise dreht und sich dadurch immer weiter aufheizt.
Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur im Rekordhalterstädtchen Lytton liegt im Juli bei 24,3 Grad. Legt man das Klima der Vergangenheit zu Grunde, sollte eine derart massive Hitzeglocke statistisch gesehen nur einmal alle paar Jahrtausende oder sogar alle zehntausend Jahre auftreten. Allerdings herrscht auch in Nordamerika nicht mehr das Klima der Vergangenheit. Durch den Klimawandel ist es an der Nordwestküste bereits um rund ein Grad wärmer geworden. Zudem gilt unter Fachleuten als wahrscheinlich, dass der Klimawandel ein Mäandern des Jetstreams begünstigt. Die über Wochen stabilen Ausbeulungen dürften umso wahrscheinlicher werden, je geringer der Temperaturkontrast zwischen südlicheren Breitengraden und der Arktis ist. Insbesondere die Arktis hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich schneller erwärmt als der Rest des Planeten.
Ein Wellen schlagender Jetstream hatte zuletzt Mitteleuropa einen feuchten Frühling und dem Westen Sibiriens Rekordhitze beschert. Im Mai hatten Wetterstationen am Polarkreis Werte um 30 Grad verzeichnet.
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