News: Über Umwege vom Gen zum Protein
Um das Rätsel zulösen, untersuchten Myoko Higuchi und ihre Kollegen am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung ein spezielles Editierungssystem – ADAR2 –, das auch außerhalb des Gehirns vorkommt. Von diesem Enzym ist bekannt, dass es an verschiedenen Proteinen insgesamt 25 Veränderungen vornimmt. Um ADAR2 in Mäusen außer Kraft zu setzen, veränderten sie einen essentiellen Genabschnitt durch gezielte Mutation und kreuzten die Nager zu so genannten Null-Mäusen. Diese Tiere, die keinen funktionellen Editierungsapparat bilden konnten, wurden kurz nach der Geburt epileptisch und starben. Auch der AMPA-Rezeptor, der eine Schlüsselrolle in dem System einzunehmen scheint, lag bei den Null-Mäusen in nicht editierter Form vor. Die Neurobiologen veränderten das Gen so, dass es seiner editierten Version entsprach und somit in den Hirnzellen der Mäuse wieder das korrekte Schlüsselprotein gebildet wurde. Zu ihrer Überraschung normalisierte sich durch diesen gentechnischen Eingriff das Erscheinungsbild der Mäuse, und die Tiere blieben am Leben (Nature vom 6. Juli 2000).
Anhand dieser Ergebnisse scheint der bei der Signalübertragung zwischen Nervenzellen vermittelnde AMPA-Rezeptor das wichtigste Zielprotein der Editierungsmaschinerie zu sein. Ob auch im Menschen fehlende Editierung Epilepsie verursacht, ist allerdings noch ungewiss. Obwohl noch keinen Studien vorliegen, kann sich Higuchi auch im Menschen einen solchen Zusammenhang vorstellen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 8.3.2000
"Epilepsie durch Videospiele"
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