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News: Überflieger in Blindenschrift

Manche Blinde lesen Braille mit einem einzelnen Finger, während andere die Punkte mit drei Fingern gleichzeitig erfühlen. Bei ihnen werden die sensorischen Signale der drei Finger im Gehirn zusammengemischt.
Die Ergebnisse von Anette Sterr, Matthias Müller, Thomas Elbert und Brigitte Rockstroh von der Universität Konstanz sowie Christo Pantev von der Universität Münster und Edward Taub von der University of Alabama lassen vermuten, daß unser Gehirn weit flexibler sensorische Informationen verarbeitet als bisher angenommen (Nature vom 8. Januar 1998).

Die Wissenschaftler koppelten Magnetfeld-Detektoren mit bildgebenden Verfahren, um festzustellen, welche Hirnareale beim Lesen aktiv waren. Sie untersuchten vier blinde Braille-Leser, die drei Finger benutzen, sechs, die mit nur einem Finger tasten und fünf sehende Versuchspersonen. Bei den Ein-Finger-Lesern und den Sehenden ergab die sensorische Reizung für jeden Finger einen Nervenimpuls an einer bestimmten Stelle in der Hirnrinde – so wie die Forscher es erwartet haben. Bei den Lesern, die drei Finger verwenden, wurden die Signale dagegen in einem größeren, eher verwischten Bereich verarbeitet. „Die gleichen Leute waren auch nicht in der Lage, zu bestimmen, welchen ihrer Finger man berührt“, ergänzt Taub.

Die „Verschmierung“ der sensorischen Eingabe könnte für die Drei-Finger-Leser einen Vorteil darstellen. „Es ist wie beim visuellen Sehen: Je schneller jemand liest, umso mehr sensorische Informationen können gleichzeitig verarbeitet werden“, sagt Taub.

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