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Astrobiologie: Überleben Extrembakterien ohne Sonne im All?

67/P Tschurjumow-Gerasimenko

Das wohl selbstgenügsamste Geschöpf der Erde ist im Jahr 2008 knapp drei Kilometer unter der Erde im Minenwasser eines südafrikanischen Bergwerks gefunden worden: das Bakterium Desulforudis audaxviator. Es überlebt dort völlig autark als einziges Lebewesen bei Temperaturen von 60 Grad Celsius und deutlich basischen pH-Werten mit der einzigen Energiequelle der sonnenlosen Tiefe, radioaktiver Strahlung. Der Astrophysiker Dimitra Atri fragte sich nun, ob ein ähnlich ausgestattetes Bakterium auch als Lebensform im lebensfeindlichen All existieren könnte – und stellt nach Wahrscheinlichkeitsberechnungen die Hypothese in den Raum, dass sich Exobakterienkolonien wie Desulforudis zumindest rechnerisch von kosmischer Strahlung allein unterhalten könnten.

D. audaxviator ist ein so genannter chemoautotropherSulfatatmer: Er produziert ATP-Energiemoleküle über einen Protonengradienten, der bei der Sulfatreduktion aufgebaut wird. Gespeist wird der Prozess ausschließlich durch Radiolyse: Der Zerfall radioaktiver Elemente wie Uran oder Thorium im Gestein wandelt geringe Mengen von Wasser zu Wasserstoff um, das dem Bakterium als Elektronenquelle dient.

Atri kommt nun gemäß seinen Berechnungen zu dem Schluss, dass ein so genügsamer Organismus wie Desulforudis auf dunklen Gesteinsbrocken im All – etwa Kometen, Pluto oder dem Jupitermond Europa – ausreichend Energie zum Überleben finden würde: Einprasselnde kosmische Strahlung könnte zum einen im Energiestoffwechsel verwertbare Moleküle wie Wasserstoff freisetzen, zum anderen könnten aber auch freigesetzte Moleküle Sekundärreaktionen fördern, die dann verwertbare Substanzen erzeugen. Ein Desulforudis – der aber zusätzlich einen eigenen Schutzmechanismus gegen die Erbgut schädigende kosmische Strahlung besitzt – könnte damit überleben, wenn auch Stoffwechselprozesse und der gesamte Lebenszyklus wohl extrem langsam ablaufen würden. Fraglich ist daher, ob ein solcher Keim in einem Evolutionsprozess auch im All hätte entstehen können. Immerhin aber ist denkbar, dass schon entwickelte Keime eine Reise durchs All von System zu System überleben könnten.

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