News: Überraschend jung
Soweit zur Theorie, doch die Praxis sieht offenbar ganz anders aus. Denn Thomas Puzia von der Sternwarte München und seine Mitarbeiter haben jetzt in den vermeintlich uralten Kugelsternhaufen der elliptischen Galaxie NGC 4365 Sterne entdeckt, die gerade einmal ein paar wenige Milliarden Jahre alt sind.
Die Forscher hatten mit dem Hubble Space Telescope und dem Very Large Telescope am Paranal Observatory in Chile verschiedene Kugelsternhaufen ins Visier genommen und deren Farben bestimmt.
Einzelne Sterne sind dort nicht auflösbar, weshalb die Forscher nur die Gesamtspektren der Kugelsternhaufen aufnehmen konnten. Doch darin ist jede Phase der Sternbildung bezeugt, und in der elliptischen Galaxie NGC 4365 offenbarten sich auf diese Weise drei unterschiedliche Sternenpopulationen. Da fanden sich zum einen die alten und metallarmen Sterne - wobei für die Astronomen alle Elemente, die schwerer sind als Kohlenstoff, zu den Metallen zählen - und zum anderen ebenfalls alte, aber metallreiche Sterne. Beide Gruppen sind nichts ungewöhnliches.
Doch die Sterne der dritten Gruppe hätte man in solchen Kugelsternhaufen sicher nicht erwartet: junge Sterne mit einem hohen Metallgehalt. Erstaunt wie sie waren, überprüften die Forscher ihr Ergebnis mit dem 10-Meter-Teleskop des W.M. Keck Observatory auf Hawaii. Mit Erfolg: Die Kugelsternhaufen jener elliptischen Galaxie waren tatsächlich viel jünger als bislang für möglich gehalten.
Die Ergebnisse werfen einiges Lehrbuchwissen über den Haufen, denn die elliptischen Galaxien entstanden nach bisherigem Wissenstand - genau wie die Kugelsternhaufen - bereits kurz nach dem Urknall. Seitdem, so die gängige Ansicht, hat sich dort nichts mehr getan. Die neuen Ergebnisse erlauben also nicht nur neue Einblicke in die Entstehung von Sternen und Galaxien, sondern auch in die Entwicklung des noch jungen Universums.
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