News: Überraschende Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb des Pflanzenreichs
Interessanterweise haben jedoch Blütenpflanzen und Gnetophyten viele auffällige Gemeinsamkeiten, wie beispielsweise die blütenähnlichen Reproduktionsorgane. So besitzen beide Gruppen eine charakteristische Hülle um ihre Sexualorgane, die bei den Blütenpflanzen von Kelch- und Kronblättern gebildet wird. Die Autoren schlußfolgern aus ihren Ergebnissen daher auch, daß diese ähnlichen Merkmale im Verlaufe der Evolution zweimal unabhängig voneinander entstanden sind und nicht auf einer besonders nahen Verwandtschaft beruhen.
Unterstützung der Ergebnisse lieferten die Kölner Forscher zusätzlich durch sogenannte Expressionsstudien. Hierbei wurde bei den Gnetophyten und den Blütenpflanzen mit Hilfe von speziellen Färbetechniken untersucht, wann und wo bestimmte Pflanzengene aktiv sind. Die Färbungen zeigten, daß die Entwicklung der Gnetophyten-Hülle von anderen Genen kontrolliert wird als die Entwicklung der Kelch- und Kronblätter bei den Blütenpflanzen; ein zweiter Beweis also, daß die Ähnlichkeiten rein äußerlich und nicht genetisch begründet sind.
Im Vergleich von Äußerlichkeiten liegt wohl auch die Ursache der alten wissenschaftlichen Fehlinterpretation: Bisher konnten Pflanzen wie auch Tiere oder Mikroorganismen meist nur aufgrund ihrer Morphologie, d.h. ihrer Struktur und ihres Aussehens, klassifiziert werden. Mit Hilfe molekularbiologischer Nachweisverfahren gelingt es heutzutage jedoch, die Theorien der Abstammungsgeschichte zu untermauern oder – wie in diesem Fall – zu widerlegen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 27.11.1998
"Die älteste Blütenpflanze der Welt "
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