Kosmologie: Überreste der ersten Sterne aufgespürt?
Eine viele Milliarden Lichtjahre entfernte Gaswolke könnte auf die ersten Sterne des Universums hindeuten: Sie weist nach Angaben der beobachtenden Astronomen um Neil Crighton von der australischen Swinburne University of Technology kaum schwerere Elemente wie Kohlenstoff, Sauerstoff oder Eisen auf – ihr Gehalt ist 1000-mal kleiner als in unserer Sonne. Das spreche dafür, dass es sich bei der Wolke um die Überreste von toten Sternen der so genannten Population III handle, die relativ bald nach dem Urknall entstanden sind. Die vom Very Large Telescope in Chile erfassten Signale entsprechen einer Zeit von 1,8 Milliarden Jahren nach dem Urknall und damit der frühen Phase des Kosmos: Die ursprünglichen Sterne dazu sind noch älter. "Die ersten Sonnen entwickelten sich aus völlig ursprünglichem und unverändertem Gas, weshalb sie sich wahrscheinlich anders entwickelt haben als heutige Sterne", so Crighton. Population-III-Sterne wurden bislang noch nicht direkt nachgewiesen, der bislang älteste bekannte Stern gehört zur Population II.
Als diese Sonnen als Supernovae explodierten, schleuderten sie ihre Elemente in das umgebende ursprüngliche Gas und reicherten es damit an, was einen charakteristischen Fingerabdruck hinterließ. Bisher bekannte Gaswolken wiesen durchweg höhere Konzentrationen schwerer Elemente auf, weshalb diese von jüngeren Sternen beeinflusst worden waren, die bereits mehr davon produziert hatten. Gleichzeitig wurden dadurch die Spuren ihrer Vorgänger verwischt. "Das ist das erste Mal, dass wir in einer Gaswolke so wenige schwere Elemente nachweisen, dass diese vielleicht tatsächlich nur von der Population III beeinflusst wurde", meint der an der Studie beteiligte Astrophysiker Michael Murphy. Doch um dies abschließend beurteilen zu können, müssen Astronomen erst noch weitere derart alte Wolken aufspüren. Nur dann kann man über die charakteristischen Zusammensetzungen endgültige Schlüsse ziehen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.