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Überschwemmung: Hummeln überleben eine Woche unter Wasser

Hummelköniginnen sind Überlebenskünstlerinnen während der Winterruhe. Sie überstehen nicht nur harten Frost, sondern auch ein tagelanges Abtauchen, ergab ein Laborversehen.
Gemeine Östliche Hummel
Schlafende Hummeln überleben eine Woche unter Wasser, und womöglich sogar länger.

Anfangs dachten die beiden Insektenkundler Sabrina Rondeau und Nigel Raine noch, sie hätten ihren Versuchsaufbau ruiniert: Durch ein Missgeschick hatten sie die Röhrchen, in denen sich Hummelköniginnen in künstlicher Winterruhe befanden, unter Wasser gesetzt, samt der darin befindlichen Tiere. Doch als sie die Tiere wieder wärmeren Temperaturen aussetzten, schienen diese ihre Unterwassererfahrung schadlos überstanden zu haben.

Da müsse mehr dahinterstecken, dachten die Fachleute von der kanadischen University of Guelph in Ontario. Für eine Studie im Fachmagazin »Biology Letters« haben sie das Missgeschick nun noch einmal, aber mit Absicht und unter kontrollierten Bedingungen, wiederholt. Auch dabei zeigte sich: Ob eine Hummel während ihrer Winterruhe sieben Tage lang unter Wasser gelegen hat, spielte für das Überleben nach der künstlich induzierten Starrephase keine Rolle.

Dazu setzten sie insgesamt 143 junge Hummelköniginnen der Gemeinen Östlichen Hummel (Bombus impatiens) aus Laborzucht in kleine Röhrchen mit etwas Erde darin. Nach sieben Tagen der Akklimatisierung bei vier Grad Celsius entnahmen sie einen Teil der Insekten dem Kühlschrank und befüllten ihre Röhrchen mit Wasser. Bei manchen ließen sie es nach acht Stunden wieder ab, bei anderen nach 24 Stunden und bei wiederum anderen erst nach sieben Tagen. Jeweils die Hälfte ließen sie oben auf dem Wasser aufschwimmen, die andere Hälfte wurde mit einem Stopfen unter Wasser gedrückt.

Doch wie auch immer sie ihre Tiere traktierten – nach acht Wochen der künstlichen Winterruhe erwachten jedes Mal 80 bis 90 Prozent der Hummelköniginnen aus der Ruhephase, genauso viele wie bei der Kontrollgruppe, die nie mit Wasser in Berührung gekommen war. Möglicherweise überdauern die Tiere sogar noch länger als sieben Tage die Wasserbehandlung. Wie lange, testeten Rondeau und Raine jedoch nicht.

In der freien Wildbahn graben sich die befruchteten Hummelköniginnen im Erdboden ein, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Der Rest des Volks stirbt. Bombus impatiens lebt unter anderem in den Ebenen Nordamerikas, wo es empfindlich kalt werden kann. Eine Art Frostschutzmittel lässt sie dabei auch Minusgrade überdauern. Dass die Hummeln überdies eine tagelange Überschwemmung aushalten können, sei eine gute Nachricht: Auf Grund des Klimawandels hätten die Insekten heutzutage weniger mit Schnee und Eis, sondern vermehrt mit winterlichen Starkregenfällen zu tun.

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