Mysteriöse Himmelsphänomene – Teil 2: UFOs, was ist wirklich dran?

Im ersten Teil widmeten wir uns dem UFO-Phänomen an sich und skizzierten den Paradigmenwechsel in den USA im Jahr 2021. Oft gibt es schlichte Erklärungen für UFOs und UAPs, denen wir uns als Erstes zuwenden.
Konventionelle Erklärungen
Zunächst sollten wir uns fragen, welche herkömmlichen Erklärungen es für die beobachteten und gemeldeten Fälle gibt und warum viele Beobachtungen als UAP/UFO gemeldet werden, obwohl sie sehr oft konventionelle Ursachen haben (siehe »Grüner Schein von grünen Männchen?«).
Die nachfolgende Liste ist nur eine Zusammenstellung der häufigsten konventionellen Ursachen für die vermeintlichen UFO/UAP-Meldungen (siehe »Konventionelle Ursachen für UFOs und UAPs«). Die genannten realen Objekte und Phänomene sind nach ihrer Höhe über dem Boden beziehungsweise der Entfernung geordnet, was neben anderen potenziell sinnvollen Ordnungsmerkmalen eine gute Möglichkeit der Gruppierung im Kontext der menschlichen Beobachtung eines Falls bietet. Auch diese Liste ist keinesfalls vollständig, zeigt aber deutlich, wie verschiedene Vorgänge, Phänomene oder Objekte zu UFO-Meldungen führen können (siehe »Nur ein Gewitter«). Die Beispiele enthalten dabei Objekte beziehungsweise Phänomene, die überwiegend mit bloßem Auge oder einfachen Hilfsmitteln wie kleinen Ferngläsern oder Kameras von Mobiltelefonen beobachtbar sind. Eine Kenntnis der typischen Merkmale, die man dabei beobachten kann, sind wichtig, um ihre Ursache schnell ausfindig machen zu können. Hinzu kommen am Ende Ursachen, die nicht in der physikalischen Umgebung zu finden sind oder auf bewusster Täuschung beruhen.
Konventionelle Ursachen für UFOs und UAPs
• Astronomische Objekte oder Ereignisse weit im Weltraum, jenseits der Mondbahn:
Galaxien, Supernovae, Sterne, Sonne, Monde, helle Planeten, Asteroiden, Kometen etc.
• Erdnaher Weltraum, oberhalb der Atmosphäre, bis zum Mond:
Raumstationen (wie ISS, CSS), Satelliten (wie Iridium-Flares), Satellitenkonstellationen, Raketenstufen, Bahnmanöver, Weltraumschrott und Wiedereintritte davon, leichter großflächiger Weltraummüll (zum Beispiel Folien) etc.
• Obere Atmosphäre, bis zirka 80 Kilometer über dem Meer:
Meteore, Wolken, Blitze, Polarlichter, Sprites, Elves, Blue Jets, Ballone, militärische Übungen und Aktivitäten wie Explosionen, wissenschaftlich-technische Experimente etc.
• Untere Atmosphäre oder in Bodennähe, bis zirka 25 Kilometer:
Ballone, Raketen, Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, militärische Übungen, wissenschaftlich-technische Experimente, Drachen, Laser, Partylichter, Vögel, Insekten, Blüten/Blätter, Folien, Staub/Sand etc.
• Am Boden oder über dem Wasser:
Leuchttürme, Fackeln, Signallichter, Schiffe, Fahrzeuge, Taschenlampen, Beleuchtung etc.
• Illusionen, Scheinobjekte, physikalische Effekte und Täuschungen:
Vielfältige Sinnestäuschungen, psychische Effekte, bewusste Täuschungen, Sensorartefakte, Rauschen, optische Reflexionen, Mehrfachreflexionen, Strahlungseffekte, Softwarefehler etc.
Man muss bedenken, dass nicht jede Person in der Lage ist, alle oben genannten Objekte oder Phänomene in jeder Situation, Tag und Nacht, sofort zu erkennen. Die eigenen Fähigkeiten werden immer wieder überschätzt. In vielen Fällen sind die Beobachter nicht speziell darin geübt, bestimmte Objekte oder Phänomene zu identifizieren. Das kann verschiedene Ursachen haben, etwa seltene Wolkenformationen, Raketentriebwerkszündungen oder Insekten, die der Beobachter tatsächlich nie zuvor bewusst gesehen hat. Ein einfaches Beispiel: Einmal wurde der Autor von einer Zeitung aufgeregt gefragt, ob man die ISS wirklich mit bloßem Auge sehen kann (siehe SuW 11/2024, S. 63). Fragen dieser Art wurden dem Autor in seiner jahrzehntelangen beruflichen Tätigkeit bereits vielfach gestellt. Oft wird über von Überwachungskameras aufgenommene seltsame Objekte berichtet, insbesondere in der Nacht. Genauso häufig stellt sich heraus, dass es sich dabei um Insekten oder Spinnen handelt, die nahe an der Kamera von den Infrarotlichtern angestrahlt und durch den Wind zusätzlich bewegt werden. Selbst bei Tageslicht erscheinen die Reflexionen von Vögeln bei ungünstigem Sonnenstand auf einzelnen Fotos seltsam (siehe »Automatisch gesichtet«). Erst eine Videosequenz, vorzugsweise aus verschiedenen Perspektiven, die den Bewegungsablauf und die Umgebung zeigen, lässt keine Zweifel, worum es sich gehandelt haben muss. Erfahrene Beobachter des Himmels, die Überwachungskameras nutzen und über Expertenwissen zu typischen Flugbewegungen am Himmel und im Weltraum verfügen sowie Wetterphänomene kennen, können solche Fälle meistens sehr schnell als wohlbekanntes Phänomen deuten.
Sehr hilfreich sind auch ergänzende, konkrete Daten zu Flugbewegungen, die zu einem großen Teil durch das Flugsicherungssystem ADS-B (System Automatic Dependent Surveillance – Broadcast) öffentlich zugänglich sind. Dabei senden Luftfahrzeuge ihre eigene Position, Geschwindigkeit, Kennung und einige andere Daten in regelmäßigen Intervallen automatisch aus, so dass der Flug nachvollzogen werden kann. Ähnlich verhält es sich mit den meisten Satellitenbahnen oder astronomischen Objekten, die zu einem großen Teil mit Hilfe von öffentlich zugänglichen Daten und Tools problemlos verfolgt werden können. Dazu kommen Ereignisse wie Raketen- und Ballonstarts sowie Wetterbedingungen, die auch im Nachhinein noch gut nachvollzogen werden können, wenn Zeit und Ort der Beobachtung ausreichend genau bekannt sind. Durch Abgleich dieser Daten kann oft relativ schnell ein Zusammenhang zwischen der Beobachtung und dem möglichen Objekt (Flug X, Satellit Y usw.) hergestellt werden.
Ein wichtiger Aspekt, der manchmal zu Missverständnissen führt, sind die unterschiedliche Wahrnehmung und Einschätzung von beobachtbaren Eigenschaften wie Geschwindigkeiten, Abmessungen, Farben und Formen oder der Lautstärke sowie der Zeit. Was von manchen als ungewöhnlich beschrieben wird, kann für andere etwas Gewohntes darstellen. Die Ursachen von Sinnestäuschungen sind äußerst vielfältig, weshalb Daten von Sensoren bei der Beurteilung von Fällen eine sehr wichtige Rolle spielen.
Wie ist die Situation in Deutschland?
Das UAP-Thema ist nicht auf die USA beschränkt, auch wenn die Aufmerksamkeit und Berichterstattung dort größer sind, sondern ein weltweites Phänomen. In einigen Ländern wurden in den letzten 20 Jahren zahlreiche ehemals geheime Dokumente zur Erfassung von UAP-Berichten freigegeben, so zum Beispiel in Großbritannien. In Frankreich gibt es mit der GEIPAN (Groupe dʼétudes et dʼinformations sur les phénomènes aérospatiaux non identifiés) eine Abteilung der französischen Raumfahrtbehörde CNES, die sich explizit mit UFO-Meldungen beschäftigt. Es wird seit Jahrzehnten und weltweit über UFO/UAP-Sichtungen und teilweise auch nahe Begegnungen in unterschiedlichen Kategorien berichtet. Deutschland ist hier prinzipiell keine Ausnahme. Auch hierzulande werden UAPs häufig gemeldet. Interessant ist die Frage, wie in Deutschland mit dem Thema umgegangen wird. Gibt es beispielsweise staatliche Einrichtungen, die, vergleichbar mit GEIPAN in Frankreich oder AARO (All-domain Anomaly Resolution Office) in den USA, explizit für die Meldung und Untersuchung von UFOs zuständig sind? Die Antwort lautet bisher eindeutig: nein. In Deutschland gibt es keine staatliche Stelle mit einem expliziten Mandat für die Bearbeitung von UFO/UAP-Fällen – bisher auch nicht für den hypothetischen Fall der Detektion eines intelligenten Signals oder Artefakts nichtmenschlichen Ursprungs im tiefen Weltraum durch das Projekt SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence; auf Deutsch: Suche nach außerirdischer Intelligenz).
Einige wenige private Vereine oder Gruppierungen, wie zum Beispiel GEP e. V., MUFON-CES e. V. oder CENAP, arbeiten seit Jahrzehnten ernsthaft an dem Thema. Sie werten fast täglich UFO-Meldungen aus und haben damit einen wertvollen Erfahrungsschatz aufgebaut. Darüber hinaus sind einige Experten, die oftmals neben ihrem eigentlichen Beruf oder ihrem Forschungsschwerpunkt an dem Thema UAP beziehungsweise SETI mitwirken, gut vernetzt, wie im Fall des Forschungsnetzwerk Extraterrestrische Intelligenz mit über 30 sehr interdisziplinär ausgerichteten Mitgliedern. Neben den technisch-naturwissenschaftlichen Aspekten kommen hier beispielsweise auch die soziologischen, psychologischen oder juristischen Aspekte zum Ausdruck.
Aktivitäten in Würzburg
Die einzige institutionelle Forschungseinrichtung an einer Universität in Deutschland, die sich dem Thema ausdrücklich in ihren Statuten angenommen hat, ist allerdings das Interdisziplinäre Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Das vom Autor gegründete und geleitete Zentrum ist eine Einrichtung der Fakultät für Mathematik und Informatik und hat derzeit mehr als 30 internationale Mitglieder und assoziierte Mitglieder aus unterschiedlichsten, auch geisteswissenschaftlichen Fachbereichen. Zu den Forschungsschwerpunkten zählen das Erforschen des Weltraums, die Entwicklung und der Betrieb von entsprechenden Raumfahrttechnologien, die Suche nach Leben und extraterrestrischen Intelligenzen sowie die Erforschung von UAPs, die in den Statuten des Zentrums festgeschrieben sind.
IFEX ist mit seinem Themenspektrum einzigartig in Deutschland und verfolgt unter anderem das Ziel, die Erforschung von UAPs auf wissenschaftlicher Basis und interdisziplinär voranzubringen und fest in der akademischen Welt zu verankern. Dazu werden dedizierte Sensorsysteme zur Detektion und Beobachtung von UAPs entwickelt, Workshops veranstaltet und in besonders wichtigen Fällen auch Untersuchungen vor Ort durchgeführt. Seit dem Sommersemester 2023 findet zudem eine reguläre Vorlesung mit Übungen statt, um Studierende an das Thema heranzuführen. Auch das Sensibilisieren der Gesellschaft und der Politik für das Thema in Deutschland sowie die internationale Vernetzung gehören in diesem Kontext zu den wichtigen Aufgaben von IFEX. Perspektivisch ist IFEX bestrebt, eine zentrale und koordinierende Rolle für die wissenschaftliche und interdisziplinäre Forschung in Zusammenarbeit mit relevanten staatlichen Stellen und anderen Erfahrungsträgern in Deutschland einzunehmen.
Die Aktivitäten sind eng mit den Forschungsschwerpunkten der Professur für Raumfahrttechnik des Autors verbunden. Hier wird beispielsweise ein an der Universität gebauter Nanosatellit zur Erprobung von KI-Technologien seit März 2024 aus dem eigenen Missionskontrollzentrum in einer niedrigen Erdumlaufbahn betrieben. In weiteren Projekten untersucht IFEX Kleinsatellitenmissionen zur Erforschung des Sonnensystems, derzeit insbesondere zum Asteroiden (99942) Apophis. Bei einem Projekt, in dem es perspektivisch darum geht, das Valles Marineris auf dem Mars zu erforschen, werden Kommunikationstechnologien und Sensorsysteme entwickelt. Sie ermöglichen es, auf dem Mars gezielt nach kurzzeitigen Himmelsphänomenen wie Meteoren, Wolkenbildung oder UAPs Ausschau zu halten. UAP-Kameras auf dem Mars könnten eines Tages die Frage beantworten, ob diese Phänomene möglicherweise auch außerhalb der Erde, zum Beispiel auf dem Roten Planeten, erscheinen, und so einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von UAPs leisten.
Ideen und Konzepte, wie dedizierte und umfassende UAP-Detektionssysteme auf der Erde aussehen könnten, werden bei IFEX auch im Rahmen von kleineren Aktivitäten vorangetrieben. Dazu zählen die mit Unterstützung von studentischen Arbeiten an der Universität entwickelten SkyCAM-Systeme, die mit Hilfe von Kameras, Computern und KI-gestützter Software den Himmel permanent nach Veränderungen absuchen. Bei Detektion einer relevanten Veränderung wird eine automatisierte Klassifikation der Objekte durchgeführt, um bekannte Objekte wie beispielsweise Vögel, Insekten und Flugzeuge herauszufiltern. Somit kann ein menschlicher Betreiber sich nur mit den unerkannten Objekten beschäftigen und diese aufklären oder weiter untersuchen. SkyCAM-5 ist auf dem Dach eines Instituts auf dem Campus der Universität installiert und seit 2021 im kontinuierlichen Testbetrieb. SkyCAM-6 ist im norwegischen Hessdalen installiert und seit März 2024 im ständigen Betrieb. Weitere ferngesteuerte Systeme sollen folgen.
Während die SkyCAM-Serie wertvolle Erfahrung in der automatisierten Detektion von UAPs ermöglicht, wäre es notwendig, wesentlich aufwendigere Sensorsysteme an ausgewählten Orten mit höherer Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von UAPs aufzustellen und zu betreiben. Da sich die Hotspots mit der Zeit ändern können, wären transportable beziehungsweise mobile Systeme wünschenswert. Diese sollten aus unterschiedlichen Sensortypen bestehen, die verschiedenartige Messungen durchführen können. Neben hochauflösenden Kameras im optischen Bereich sind das beispielsweise Sensorsysteme im Infrarot- oder UV-Bereich, Spektrometer und weitere Sensorsysteme zur Messung der elektrischen und magnetischen Felder sowie der Gravitation. Ein zusätzliches Trackingsystem mit der Möglichkeit, sehr schnell bewegte Objekte zu verfolgen und mit weiteren geeigneten Sensoren detailreiche Aufnahmen aus der Nähe zu erstellen, wäre von großem Vorteil. All dies in der notwendigen Qualität mit präzise kalibrierten Instrumenten für den robusten, dauerhaften Feldbetrieb zu realisieren, ist nicht einfach und mit großem technischem Aufwand und umfangreichen Ressourcen verbunden. ADEOS (Anomaly Detection and Observation System) ist ein Konzept von IFEX und ein Beispiel für ein derart aufwendiges System mit der Forderung, mindestens zwei solcher Beobachtungsstationen an interessanten Orten aufzustellen (siehe »Professionelles Beobachtungsnetz«).
Denkbar wäre es darüber hinaus, verschieden aufwendige Kategorien von UAP-Sensorsystemen parallel zu betreiben – von Apps für Handys, die Freiwillige im Fall einer Sichtung im Kontext von Public Science nutzen könnten, über mittelkomplexe Systeme wie SkyCAM-5/6 bis hin zu sehr aufwendigen Systemen wie ADEOS. Außerdem sind auch Satellitenkonstellationen mit dedizierten UAP-Detektoren denkbar und wurden bereits im Rahmen von studentischen Projektarbeiten bei IFEX untersucht.
Tiefgreifende Fragen zum Schluss
Das Thema UFOs/UAPs beschäftigt die Menschen seit Jahrzehnten, in ähnlicher Form vielleicht sogar seit Jahrhunderten. Auf Grund der massiven Stigmatisierung ist eine angemessene, wissenschaftliche Untersuchung ausgeblieben. Das könnte sich durch den Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Thema bald ändern und vielleicht zu bedeutenden Ergebnissen zur Ursache der Phänomene führen. Die Erforschung von UAPs bietet das Potenzial, Neues und möglicherweise sogar Weltbewegendes zu entdecken.
Am Ende könnte man neuen, bisher unbekannten Naturphänomenen auf die Spur kommen, wie dies beispielsweise bei den Sprites der Fall gewesen ist, die erst Anfang der 1990er Jahre beobachtet wurden. Solche Entdeckungen könnten wiederum zu weiteren Erkenntnissen etwa in der Grundlagenphysik führen, die zur Beantwortung grundlegender, bisher unbeantworteter Fragen in der Physik oder Kosmologie beitragen. Insofern wäre es sinnvoll, den Himmel mit den ungeklärten UAPs als Freiluftlabor zu betrachten, anstatt sie zu ignorieren.
Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass wir es mit bisher geheimen, irdischen und sehr fortschrittlichen Technologien zu tun haben, könnte die Aufklärung eines Tages von großem Nutzen sein. Der zivile Zugang zu Technologien, die bisher unvorstellbar schnelle Mobilität oder die Nutzung von sehr effektiven Energiequellen erlauben, könnte zur nachhaltigen Lösung einiger der größten Probleme unserer Erde, inklusive Klimaprobleme, beitragen. Die Auswirkungen solch fortschrittlicher Technologien auf die Gesellschaft wären allerdings sorgfältig abzuschätzen.
Sollte sich hingegen herausstellen, dass ein Teil der UAPs – im Grunde genommen reicht ein einziger Fall! – tatsächlich auf intelligente Aktivitäten nichtmenschlichen Ursprungs zurückzuführen ist, wären die Auswirkungen gewiss enorm, möglicherweise sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Es würde in der Konsequenz sicherlich mindestens vergleichbar mit der kopernikanischen Wende sein und alle Aspekte der menschlichen Gesellschaft betreffen. Über dieses Szenario gibt es zwar zahlreiche Abhandlungen, sollte es allerdings tatsächlich eines Tages überraschend eintreten, wären wir weltweit und natürlich auch in Deutschland völlig unvorbereitet. Es ist aber zwingend notwendig, auch auf dieses hypothetische Szenario vorbereitet zu sein. Dies gilt nicht nur für den Fall, dass ein Teil der UAPs auf nichtmenschliche Aktivität zurückzuführen ist, was ja eine sehr nahe und aktive Begegnung bedeuten würde, sondern auch für den Fall der Entdeckung einer außerirdischen Intelligenz im Kontext von SETI im weit entfernten Weltraum. Angesichts der täglich steigenden Anzahl von neu entdeckten Exoplaneten und der schnellen technologischen Fortschritte in der Untersuchung von Anzeichen für extraterrestrisches Leben scheint der grundsätzliche Nachweis von Leben außerhalb der Erde nur eine Frage der Zeit zu sein (siehe SuW 1/2025, S. 26). Unmittelbar danach würde sich dann allerdings die drängende Frage stellen, ob dieses Leben intelligent ist.
Auch wenn es noch nicht so weit ist: Eine Lehre, die man aus den vergangenen Naturkatastrophen und der Wissenschaftsgeschichte ziehen sollte, besteht darin, dass es besser ist, auf solche absehbaren oder zumindest denkbaren Ereignisse mit großer Auswirkung vorbereitet zu sein, als davon überrascht zu werden.
Unsere großen Lücken in Physik und Kosmologie sowie die steigende Wahrscheinlichkeit, nach den vielen Exoplaneten auch Leben und eines Tages vielleicht sogar intelligentes Leben im Universum zu entdecken, legen den Gedanken nahe, dass weit fortgeschrittene Zivilisationen auch eine weit fortgeschrittene Physik und Technologie entwickelt haben könnten, die wir heute möglicherweise zu einem sehr kleinen Teil als UAP bezeichnen. Selbst wenn dies derzeit eine ausdrücklich hypothetische Möglichkeit ist, sollten wir nicht den üblichen Fehler machen, sie von vornherein auszuschließen. Natürlich bräuchten wir dafür sehr starke Beweise, und diese erfordern wiederum sehr gute Daten.
Das bringt uns zu der abschließenden Frage, wie wir weiter vorgehen sollten. Falls das Ignorieren keine Option mehr ist, weil wir zum Beispiel als Industrie- und Forschungsstandort im internationalen Umfeld bei der Erforschung von UAPs mithalten wollen, kann nur eines dringend empfohlen werden: Das Thema sollte in der Gesellschaft und insbesondere auch in der Politik wahrgenommen und die Forschung in Deutschland mit signifikanten Ressourcen unterstützt sowie international vernetzt werden. Darüber hinaus sollten Möglichkeiten der aktiven Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und den relevanten staatlichen Stellen, wie etwa der Flugsicherung, geprüft werden. Dies muss allerdings von der Politik initiiert werden. Beispiele dafür gibt es bereits mit der NASA und der AARO in den USA.
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