Raumfahrt: Ukraine-Krise erreicht die US-Raumfahrt
Die auf Grund der Vorgänge in der Ukraine sehr frostig gewordenen politischen Beziehungen zwischen den USA und Russland haben nun auch Folgen für die US-Raumfahrt: Am 13. Mai 2014 teilte der Vizepremierminister Russlands, Dimitri Rogozin, in einer Fernsehsendung mit, dass Russland in Folge der politischen Sanktionen der USA die Lieferung von Raketentriebwerken des Typs RD-180 Anfang Juni einstellen und sich des Weiteren nicht an dem von der NASA geplanten fortgesetzten Betrieb der Internationalen Raumstation ISS nach 2020 beteiligen wird.
Im Fall der RD-180-Raketentriebwerke, die in Russland für die leistungsstarke US-Trägerrakete Atlas-V gefertigt werden, will Russland die Nutzung seiner Triebwerke für militärische Starts der USA untersagen. Dies ist ein schwerer Schlag für die US-Raumfahrt, denn auf der Atlas-V werden die meisten großen und schweren US-Aufklärungssatelliten ins All transportiert. Zwar verfügen die USA über einen gewissen Vorrat an RD-180-Raketenmotoren, der für rund zwei Jahre ausreicht, aber Russland will auch die Wartung und die Ersatzteil-Versorgung unterbinden. Eine Wiederaufnahme einer US-Produktion von vergleichbar starken Raketentriebwerken für die Atlas-V würde auf jeden Fall Jahre benötigen. Somit müssten sich die USA völlig auf die Schwerlastraketen der Delta-IV-Familie verlassen, die vollständig im Inland gefertigt werden.
Ein zweiter schwerer Schlag ist die Absage an die NASA, sich über das Jahr 2020 hinaus weiterhin an der Internationalen Raumstation zu beteiligen. Derzeit plant die US-Raumfahrtbehörde, die ISS noch mindestens bis zum Jahr 2024 zu betreiben, garantiert war bislang die Nutzung bis einschließlich 2020. Sollte sich Russland völlig von der ISS verabschieden, wird es der NASA sehr schwerfallen, die ISS weiterhin zu betreiben. Wichtige Kernmodule der Station stammen aus Russland und werden mittels russischer Progress-Raumtransporter mit Betriebsmitteln und Nachschub versorgt. Auch sind die USA seit Beendigung des Spaceshuttle-Programms völlig auf die russischen Sojus-Raumkapseln für den Transport von Astronauten zur ISS und zurück zur Erde angewiesen und dieser Zustand wird noch mehrere Jahre anhalten.
Es bleibt zu hoffen, dass es nur bei diesen politischen Drohungen bleibt und sich beide Seiten in Bälde wieder eines Besseren besinnen.
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