Ultrahoch aufgelöstes Foto: Die »Nachtwache« auf den Pinseltupfer genau
Es sei das größte und detaillierteste Foto, das je von einem Kunstwerk aufgenommen worden ist, schreibt das Amsterdamer Rijksmuseum auf seiner Website: Mit seinen 717 Milliarden Pixeln zeigt es die »Nachtwache« so genau, dass jeder einzelne Riss, jeder Pinselstrich und sogar »jedes Pigment« erkennbar wird, wie die wissenschaftliche Leiterin des Rijksmuseums Katrien Keune laut Deutscher Presse-Agentur dem Radiosender NOS sagte.
Der Abstand zwischen zwei Bildpunkten betrage fünf Mikrometer und damit etwas weniger, als ein rotes Blutkörperchen im Durchmesser misst. Mit dieser Datenfülle will das Museum im Rahmen des Projekts »Operation Night Watch« künftige Restaurierungen erleichtern und außerdem den heutigen Zustand des Gemäldes möglichst präzise dokumentieren.
Insgesamt 8439 Bildpartien der Größe 5,5 mal 4,1 Zentimeter fotografierte das Team mit einer 100-Megapixel-Kamera. Anschließend übernahm eine Spezialsoftware mit Hilfe künstlicher Intelligenz das Aneinanderreihen der Bilder. Das fertige Mosaik hat eine Dateigröße von 5,6 Terabyte.
»De Nachtwacht«, wie das Bild im niederländischen Original heißt, wurde von Rembrandt van Rijn (1606–1669) im Jahr 1642 fertiggestellt. Es zeigt laut seiner ursprünglichen Bezeichnung »Offiziere und andere Schützen des Bezirks II in Amsterdam, unter Führung von Hauptmann Frans Banninck Cocq und Leutnant Willem van Ruytenburch«. Die beiden namentlich genannten Personen stehen in der Bildmitte, der Hauptmann in schwarzer Kleidung, der Leutnant in leuchtendem Gelb rechts daneben. Rembrandt porträtierte hier Mitglieder der Amsterdamer Schützengilde. Als »Nachtwache« wurde das Bild erst Jahrhunderte später auf Grund seines dunklen Charakters genannt. Vermutlich zeigt es eher eine Szene zur Mittagszeit als eine nächtliche Versammlung.
Das Gemälde wurde seit seiner Fertigstellung an den Rändern teils stark beschnitten. Im Juni 2021 rekonstruierte das Team der »Operation Night Watch« das Gemälde digital und ergänzte es auf Basis früher Kopien um die verloren gegangenen Abschnitte. In seiner ursprünglichen Größe zeigt es eine leicht veränderte Bildkomposition. Rembrandt rückte die beiden Offiziere beispielsweise nicht so zentral in die Mitte, wie sie heute zu sehen sind. Dank der Ergänzung am linken Rand wird zudem erkennbar, dass sich die Gruppe auf einer Brücke befindet.
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