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News: Ultrakompakte Galaxien im frühen Universum entdeckt

Astronomen blickten elf Milliarden Jahre in die Vergangenheit und fanden neun Galaxien mit je rund 200 Milliarden Sonnenmassen. Jede von ihnen besitzt aber nur einen Durchmesser von etwa 5000 Lichtjahren und passt somit in die Zentralregion unserer Milchstraße. Ein Rekord.
Ähnliche Masse – unterschiedliche Größe
„Noch nie wurden in dieser Entfernung derart kompakte Galaxien beobachtet“, sagte Pieter van Dokkum, Forschungsleiter von der Yale-Universität in den USA. Zur Bestimmung der Durchmesser benutzten die Wissenschaftler die Near Infrared Camera and Multi-Object Spectrometer (NICMOS) des Weltraumteleskops Hubble und die Zehn-Meter-Spiegel des Keck-Observatoriums auf Hawaii.

Bereits im Jahre 2006 enthüllten Messungen mit dem Gemini South Telescope Near-Infrared Spectrograph (GNIRS) die enorme Entfernung der Galaxien und zeigten, dass die Sterne der Welteninseln bis zu einer Milliarde Jahre alt sind. Ihre massereichsten Sterne wurden bereits zu Supernovae.

Die entdeckten Galaxien sind wesentlich kleiner als ihre älteren Geschwister, die wir in geringerer Entfernung beobachten. Allerdings besitzen sie eine ähnliche Anzahl an Sternen. Wie sich diese ultrakompakten Objekte zu den heutigen großen Galaxien entwickelten, ist bisher unklar. Dafür mussten sie bis zum Fünffachen ihrer bisherigen Masse anwachsen. „Kollisionen mit anderen Galaxien sind eine mögliche Antwort, aber wohl nicht die komplette Erklärung“, meinte van Dokkum.

Wie bildeten sich diese kompakten Galaxien? Die Astronomen diskutieren einen möglichen Zusammenhang mit der rätselhaften Dunklen Materie, die sich bis heute nur durch ihre gravitative Wechselwirkung mit sichtbarer Materie bemerkbar machte, aber noch nicht direkt nachgewiesen wurde.

Kurz nach dem Urknall war die Dunkle Materie ungleichmäßig im Universum verteilt und an Orten großer Konzentration sammelte sich der reichlich vorhandene Wasserstoff, der durch die Schwerkraft mit hoher Geschwindigkeit zu rotieren begann. Eine enorm hohe Sternentstehungsrate war die Folge.

Aufgrund der Massen schätzten die Astronomen, dass sich die Sterne der neun Galaxien mit einer Geschwindigkeit von bis zu 500 Kilometer pro Sekunde um das galaktische Zentrum bewegen. Das ist etwa doppelt so schnell wie in älteren Sternsystemen, da diese größer sind und langsamer rotieren als ihre kompakteren Vorgänger.

Die entdeckten Objekte sind ideale Ziele für die Wide Field Camera 3, die im Herbst 2008 an Bord des Weltraumteleskops Hubble installiert werden soll. Die Forscher hoffen, mit dem Gerät tausende vergleichbarer Galaxien zu finden und so ihre Entstehung im jungen Universum besser zu verstehen.

MS

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