News: Ultraschalldiagnose, die nächste Generation
Ob der Physiker Joie Jones und seine Kollegen von der University of California, Irvine, sich durch Pilles Fähigkeiten in Star Trek inspirieren ließen, ist unbekannt. Auf jeden Fall wollten sie ein Ultraschallgerät entwickeln, das ein Stück entfernt von der Haut betrieben werden kann, ähnlich wie der "Tricorder" von Pille. "Die Leute dachten, wir sind verrückt, das zu versuchen", sagt Jones. Denn das Problem bei der Übertragung von Ultraschallschwingungen aus dem Gerät in die Luft ist deren unterschiedliche Impedanz. Diese Differenz im Widerstand, den das Instrument oder die Luft dem Schall entgegenbringt, ist so groß, daß der Schall zurückgeworfen wird, bevor er die Haut erreicht hat. Die Forscher lösten das Problem, indem sie den Schallkopf mit mehreren Polymerschichten umgaben, deren Moleküle Sauerstoff enthalten. Die Impedanz jeder einzelnen Schicht lag jeweils etwas dichter an der Impedanz von Luft. Bis zu einem Abstand von sechs Zentimetern gelangen die Ultraschallwellen auf diese Weise ungestört durch die Luft bis zur Haut. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellten die Forscher während einer Tagung der Acoustical Society of America in Columbus, Ohio, vor.
Bruce Achauer, der Direktor der Abteilung für Brandwunden in Irvine, hat einen Prototyp des Ultraschallgerätes an 100 Patienten getestet. "Wir sind begeistert", sagt er. Das Gerät liefert zwar im Moment noch keine Bilder, aber die Forscher können aus den gewonnenen Daten das Ausmaß der Gefäßverletzungen ableiten. "Die so gemachten Vorhersagen stimmen sehr gut mit den klinischen Ergebnissen überein", sagt Achauer, "Verbrennungspatienten könnten schneller und erfolgreicher behandelt werden, wenn diese Technologie allgemein erhältlich wäre." Das Gerät ist klein, transportabel und leicht zu bedienen, daher wäre es nicht nur für Intensivstationen und einschlägigen Zentren, sondern auch für ambulante Einsätze interessant, meint Jones. Wir können uns das vorstellen, denn Pille hat es vorgemacht.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 16.6.1999
"Gefährliche Wellen" - Spektrum Ticker vom 16.10.1999
"Dreidimensionaler Ultraschall 'mißt' das Gehirn von Ungeborenen"
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