Krebsforschung: Umfassende Genanalyse von Hirn- und Bauchspeicheldrüsenkrebs
Der bislang umfangreichste Einblick in die genetischen Mechanismen zweier Krebsformen – dem Glioblastom im Gehirn sowie dem Pankreaskrebs – liegt vor. Drei Studien stellen die wichtigsten Mutationen zusammen, die derartige Tumoren auslösen können. Glioblastome und Pankreaskrebs zählen zu den besonders aggressiven Krebserkrankungen mit den höchsten Todesraten.
Das im Jahr 2005 von den National Institutes of Health initiierte Forschungsprojekt TCGA (The Cancer Genome Atlas) hat sich zum Ziel gesetzt, die genetischen Grundlagen der wichtigsten Krebserkrankungen des Menschen zu kartieren. Jetzt legt das Forschungskonsortium unter der Federführung von Lynda Chin vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston seine Ergebnisse zum Glioblastoma multiforme vor [1].
Die Wissenschaftler hatten aus 206 Gewebeproben 601 Gene sequenziert. Neben Mutationen, deren Rolle bei Hirntumoren bereits bekannt war, spürten die Genetiker drei neue Risikogene auf: NF1, das bislang als Auslöser für Neurofibromatose galt, das Brustkrebsgen ERBB2 sowie PIK3R1, das einen wichtigen Signalweg im Stoffwechsel steuert.
Außerdem fanden die Forscher heraus, wie das Gen MGMT die Wirkung von Temozolomid, einem wichtigen Chemotherapeutikum gegen Glioblastome, beeinflusst: Ist das Gen blockiert, kann Temozolomid DNA-Reparaturenzyme lahmlegen und damit zu einem Versagen der Chemotherapie führen.
Ähnliche Genveränderungen, die mit Glioblastoma multiforme assoziiert sind, fand auch die Arbeitsgruppe um die Krebsforscher Bert Vogelstein, Victor Veculescu und Kenneth Kinzler vom Howard Hughes Medical Institute in Baltimore, die unabhängig vom TCGA-Projekt an einem Krebsgenomatlas arbeitet. Hierfür hatten sie 20 661 Gene in den Zellen von 22 Glioblastom-Patienten durchforstet [2].
Hierbei stießen sie auch auf eine Mutation im Gen IDH1 für das Enzym Isozitrat-Dehydrogenase 1, das in zwölf Prozent der Glioblastome auftrat. Besonders junge Patienten mit Sekundärtumoren waren hiervon betroffen. War nur eine Aminosäure in dem Enzym ausgetauscht, stieg die Überlebensrate der Betroffenen um mehrere Jahre an.
Dieselbe Arbeitsgruppe kartierte auch die Erbfaktoren, die das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöhen: Die Analyse von 24 Patienten offenbarte zwölf Stoffwechselwege, die bei 67 bis 100 Prozent der Pankreastumoren verändert sind [3].
Die Kartierungen zeigten, dass jeder Tumor seine eigene Mixtur von Genveränderungen aufweist, betonen die Forscher. Somit müssten auch Therapien auf jeden Patienten individuell zugeschnitten werden. (aj)
Das im Jahr 2005 von den National Institutes of Health initiierte Forschungsprojekt TCGA (The Cancer Genome Atlas) hat sich zum Ziel gesetzt, die genetischen Grundlagen der wichtigsten Krebserkrankungen des Menschen zu kartieren. Jetzt legt das Forschungskonsortium unter der Federführung von Lynda Chin vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston seine Ergebnisse zum Glioblastoma multiforme vor [1].
Die Wissenschaftler hatten aus 206 Gewebeproben 601 Gene sequenziert. Neben Mutationen, deren Rolle bei Hirntumoren bereits bekannt war, spürten die Genetiker drei neue Risikogene auf: NF1, das bislang als Auslöser für Neurofibromatose galt, das Brustkrebsgen ERBB2 sowie PIK3R1, das einen wichtigen Signalweg im Stoffwechsel steuert.
Außerdem fanden die Forscher heraus, wie das Gen MGMT die Wirkung von Temozolomid, einem wichtigen Chemotherapeutikum gegen Glioblastome, beeinflusst: Ist das Gen blockiert, kann Temozolomid DNA-Reparaturenzyme lahmlegen und damit zu einem Versagen der Chemotherapie führen.
Ähnliche Genveränderungen, die mit Glioblastoma multiforme assoziiert sind, fand auch die Arbeitsgruppe um die Krebsforscher Bert Vogelstein, Victor Veculescu und Kenneth Kinzler vom Howard Hughes Medical Institute in Baltimore, die unabhängig vom TCGA-Projekt an einem Krebsgenomatlas arbeitet. Hierfür hatten sie 20 661 Gene in den Zellen von 22 Glioblastom-Patienten durchforstet [2].
Hierbei stießen sie auch auf eine Mutation im Gen IDH1 für das Enzym Isozitrat-Dehydrogenase 1, das in zwölf Prozent der Glioblastome auftrat. Besonders junge Patienten mit Sekundärtumoren waren hiervon betroffen. War nur eine Aminosäure in dem Enzym ausgetauscht, stieg die Überlebensrate der Betroffenen um mehrere Jahre an.
Dieselbe Arbeitsgruppe kartierte auch die Erbfaktoren, die das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöhen: Die Analyse von 24 Patienten offenbarte zwölf Stoffwechselwege, die bei 67 bis 100 Prozent der Pankreastumoren verändert sind [3].
Die Kartierungen zeigten, dass jeder Tumor seine eigene Mixtur von Genveränderungen aufweist, betonen die Forscher. Somit müssten auch Therapien auf jeden Patienten individuell zugeschnitten werden. (aj)
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