Umgebung der Sonne: Kein großer Planet jenseits der Neptunbahn
In den Daten des Infrarotsatelliten WISE stieß eine Forschergruppe um Kevin Luhman an der Penn State University auf keinerlei Hinweise auf einen großen und massereichen Planeten jenseits der Umlaufbahn des Neptun. Die Forscher können bis in eine Entfernung von 10 000 Astronomischen Einheiten (1 AE ist die mittlere Entfernung von der Erde zur Sonne und beträgt rund 150 Millionen Kilometer) einen Planeten von der Masse und Größe von Saturn und einen Planeten vergleichbar mit Jupiter bis 26 000 AE ausschließen. Des Weiteren hat die Sonne auch keinen massearmen und leuchtschwachen Begleitstern, dessen Existenz von manchen Astronomen unter der Bezeichnung "Nemesis" postuliert worden war.
Für ihre Untersuchungen verwendeten die Forscher um Luhman den riesigen Datensatz des "Wide-field Infrared Survey Explorer". Das Weltraumobservatorium hatte von 2010 bis 2011 zweimal den gesamten Himmel in vier unterschiedlichen infraroten Wellenlängen durchmustert. Die beiden Durchmusterungen erfolgten im Abstand von einem halben Jahr. In dieser Zeit hätten sich der Sonne relativ nahe Objekte messbar gegenüber weit entfernten Sternen im Hintergrund verschoben. Die Forscher durchsuchten den Datensatz nach solchen Objekten mit hohen Eigenbewegungen.
Statt eines weiteren großen Planeten unseres Sonnensystems oder gar eines Begleitsterns fand das Team um Luhman 762 bislang unbekannte, relativ nahe Sterne im Umfeld unserer Sonne. Vertieft wurde diese Suche durch eine Forschergruppe um Davy Kirkpatrick am California Institute of Technology in Pasadena. Die Astronomen analysierten die WISE-Daten und entdeckten in der näheren kosmischen Umgebung der Sonne bis hinaus zu rund 500 Lichtjahren insgesamt 3525 bislang unbekannte Sterne und massearme Braune Zwerge. Letztere sind sternartige Objekte, die zu wenig Masse enthalten, als dass in ihrem Inneren die Fusion von Wasserstoff zu Helium in Gang kommen könnte – die Energiequelle der meisten Sterne. Braune Zwerge leuchten daher nur schwach im Infraroten. Sie erzeugen diese Strahlung durch Kompressionswärme, die sie im Lauf vieler Milliarden Jahre durch Schrumpfung freisetzen.
Der nächstgelegene der neu entdeckten Sterne ist rund 20 Lichtjahre von uns entfernt und befindet sich im südlichen Sternbild Winkelmaß (lateinisch: Norma). Schon im März 2013 war den Forschern um Luhman bei ihrer Untersuchung ein Paar von Braunen Zwergen aufgefallen, die nur rund 6,5 Lichtjahre von uns entfernt sind. Damit waren sie die nächstgelegenen stellaren Nachbarn, die seit etwa einem Jahrhundert in der unmittelbaren Umgebung der Sonne entdeckt wurden.
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