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Erderwärmung: Größtes Braunalgen-Feld der Welt lässt an Klimakorrektur zweifeln

Mit schwimmenden Algenfarmen lässt sich der Klimawandel wohl nicht so verlangsamen wie bisher erhofft. Das legen Analysen des Großen Atlantischen Sargassum-Gürtels nahe.
Braunalgen (»Sargassum«) am Boynton Beach, Florida, USA, im Jahr 2020.

Algen absorbieren Kohlendioxid aus der Atmosphäre. So weit, so gut. Doch anders als viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bislang vermuteten, helfen von Menschen angelegte, große Algenfarmen im Ozean möglicherweise nicht, den Klimawandel zu verlangsamen. Das hat ein Team im Magazin »Nature Communications« berichtet.

Um sicherzustellen, dass die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius bleibt, ist es wichtig, die Kohlendioxidemissionen so schnell wie möglich zu senken. Zusätzlich sollte die Menschheit bis zum Jahr 2100 Schätzungen zufolge 100 bis 900 Gigatonnen Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre entfernen. Eine von vielen Methoden, die dafür bislang in Frage kamen: die Aufforstung der Ozeane mit Hilfe von Algenzucht im offenen Ozean. Einige Forscher sehen sie gar als eine Schlüsselkomponente an. Fraglich ist allerdings, ob das wirklich wirkt.

Um den möglichen Einfluss von Algenfarmen auf das Klima zu testen, hat die Gruppe um Lennart Bach von der University of Tasmania in Hobart, Australien, ein natürliches Analogon analysiert: den Great Atlantic Sargassum Belt, ein riesiger, schwimmender Algenteppich im Nordatlantik. Die Matten* inmitten des Nordatlantiks wurden erstmals von Christoph Kolumbus im 15. Jahrhundert beschrieben. Seit einigen Jahren wird der Braunalgen-Gürtel dichter und länger. Was sich von Westafrika über die Karibik bis zum Golf von Mexiko erstreckt, gilt derzeit als größtes Sargassum-feld der Welt.

Sargassum beeinflusst das Klima mittels Reflexion

Das Team schätzte die Kohlenstoffaufnahme des Gürtels während einer großen Blüte in den Jahren 2017 und 2018 und berücksichtigte biologische Folgewirkungen. Zum Beispiel verringerte fotosynthetisches Plankton, das durch die Blüte verdrängt wurde, seine Kohlenstoffaufnahme, und mikroskopisch kleine Tiere, die sich an den Algen festsetzten, erhöhten ihre CO2-Freisetzung.

Diese Effekte könnten 20 bis 100 Prozent der 810 000 Tonnen Kohlenstoff ausgleichen, die von der Sargassum-Blüte angesammelt wurden. Darauf zumindest deuten die Berechnungen des Teams hin. Auch könnte der helle Sargassum-Gürtel der Gruppe zufolge das Klima beeinflussen, indem er große Mengen an Sonnenstrahlung in den Weltraum reflektiert und organisches Material in die Atmosphäre freisetzt, wodurch die Wolkendecke zunimmt.

Das Ausmaß solcher Effekte ist ungewiss und wirft Fragen über die Algenzucht als Strategie zur Klimabeeinflussung auf. (asw)

*Anm. d. Red.: In einer früheren Version hieß es, bei Sargassum handle es sich um Seegras. Wir haben das korrigiert.

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