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News: Umwelt-Schadstoffe bei der Arbeit

Für Schnecken ist es normal, aber bei Bären? Säugetiere sind selten Zwitter, und wenn, dann ist es ein Versehen, denn bei einem Großteil der Tiere entscheidet sich frühzeitig, welchem Geschlecht sie angehören. Allerdings haben Umweltschadstoffe schon so manches Unheil angerichtet, und was sie tatsächlich alles bewirken, lässt sich leider oft nur im Ernstfall feststellen. So haben Forscher nun bei Eisbären Zwittrigkeit beobachten. Ein Phänomen, von dem über ein Prozent der Polarbären betroffen sind, und das nicht allein auf diese Tierart beschränkt ist.
Vor zehn Jahren war Zwittertum bei Eisbären auf den arktischen Svalbard-Inseln noch unbekannt. Doch inzwischen besitzen von den insgesamt dreitausend Individuen, die dort leben, 1,2 Prozent sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane. Eine Situation, die Wissenschaftler auch bei anderen Tierarten beobachtet haben. Wahrscheinlich wird sie von Chemikalien verursacht, die das endokrine System der Tiere beeinflussen. Als Auslöser vermuten die Forscher im Falle der Svalbard-Bären PCBs (Polychlorierte Biphenyle), die das Immunsystem der Tiere schädigen.

Obwohl diese überaus stabilen Substanzen in vielen Ländern inzwischen nicht mehr verwendet werden, sind sie in der Umwelt immer noch weit verbreitet. Auf die arktischen Inseln gelangten sie wahrscheinlich mit den dort vorherrschenden südlichen Winden, aus Europa.

Per Kyrre Reymert vom Svalbard Science Forum erklärt: "Wir haben vierzig Bären untersucht. Vermutlich nehmen sie die Schadstoffe über die sehr kurze Nahrungskette auf. Diese besteht aus Plankton, Fisch und Seehunden. Und dann kommen schon die Eisbären." Fangen die Eisbären einen Seehund, fressen sie im Frühling, also direkt nach dem Winterschlaf, in der Regel die gesamte Beute auf. Später im Jahr schlitzen sie ihn oft nur noch auf und fressen lediglich das Fett, und dort sind die PCBs vorwiegend deponiert.

Bei den Eisbären scheinen in der Mehrzahl weibliche Tiere betroffen zu sein. Sie bilden neben ihren eigenen Geschlechtsorganen einen penisartigen Stummel aus. Das ist ungewöhnlich, denn "bei anderen Spezies, die mit Endokrin-Hemmern in Kontakt kommen, haben eher die Männchen abnorme Genitalien", so Elizabeth Salter vom World Wide Fund For Nature (WWF). "Und was hier mit den Eisbären passiert, können wir genauso bei den Möwen in der Arktis beobachten. Die Verursacher dabei sind ebenfalls PCB's, aber auch DDT (Dichlor-diphenyl-trichlorethan) und Dioxine."

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