Umweltzerstörung: Sojaanbau in Südamerika weitet sich massiv aus
In Südamerika ist der Anbau von Sojabohnen in den letzten beiden Jahrzehnten extrem gestiegen. Waren im Jahr 2000 noch 264 000 Quadratkilometer mit Soja bepflanzt, hat eine Forschergruppe 2019 mit 551 000 Quadratkilometer eine mehr als doppelt so große Anbaufläche kartiert. Das entspricht nahezu der Größe der Iberischen Halbinsel. Die meisten Anbaugebiete dienten zuvor als Weideland, das wiederum aus gerodeten Regenwaldflächen gewonnen wurde, berichten Forscherinnen und Forscher um Xiao-Peng Song von der Texas Tech University und Matthew Hansen von der University of Maryland im Fachmagazin »Nature Sustainability«. Doch auch für Soja wurde Wald gefällt, zirka 34 000 Quadratkilometer im Zeitraum von 2000 bis 2016.
Die Wissenschaftler sichteten Satellitenbilder, um die landwirtschaftlichen Sojaflächen zu kartieren; sie prüften ihre Daten aber auch durch Feldforschungen am Boden. Eine ausgedehnte Landnahme für die Hülsenfrüchte verzeichneten sie vor allem in Brasilien und Argentinien. Doch ebenso vergrößerten sich die Feldbauflächen in Paraguay, Bolivien und Uruguay. Die Forschergruppe dokumentierte die raschesten Veränderungen im brasilianischen Amazonasgebiet: Dort verzehnfachte sich zwischen 2000 und 2019 die Anbaufläche von 4000 auf 46 000 Quadratkilometer. Für fast ein Drittel davon musste Urwald weichen, mehr als die Hälfte war zuvor Weideland, den Rest bildeten andere Waldgebiete.
80 Prozent des in die EU importierten Sojas ist Tierfutter
Auch wenn ursprünglicher Wald in Südamerika vor allem für Viehweiden gerodet wird, ist die Weiternutzung als Ackerflächen problematisch. Statt die Böden wieder aufzuforsten, werden sie überdies noch durch Dünger, Pflanzenschutzmittel und Landmaschinen belastet. Zudem werden Flächen mit Zufahrtsstraßen versiegelt, betont die Forschergruppe.
Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung wird die Produktion von Nahrungsmitteln steigen. Schätzungen zufolge dürfte die weltweite Sojaernte bis 2050 um 50 Prozent zunehmen – und damit auch mehr urbare Fläche benötigt werden. Daten des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums zeigen zudem, dass die Bauern ihr Soja nach Asien und dort vor allem nach China verschiffen. Teile gehen aber auch in die Europäische Union. Wie die Umweltorganisation WWF angibt, wird das in die EU importierte Soja ungefähr zu 80 Prozent zu Tierfutter verarbeitet. (dpa/kas)
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