Sozialgeografie: Umzug hilft Armen nicht aus der Not
Wenn arme Familien mit staatlicher Unterstützung in reichere Gegenden ziehen, verbessert dies nur kurzfristig ihre Lebensverhältnisse. Denn langfristig kehren sie häufig in Viertel mit überwiegend armer Bevölkerung zurück, oder aber ihr Umfeld verändert sich zu Ungunsten. Dies zeigt eine Studie in Baltimore, in der zahlreiche Haushalte Beratung und finanzielle Hilfen erhielten, um ihre bisherigen Wohnungen zu verlassen.
In den Vereinigten Staaten gab es mehrere Anläufe, dem Problem von Armen-Ghettos zu begegnen. Häufig ging es darum, die Betroffenen umzusiedeln, um den negativen, häufig als lähmend empfundenen Einfluss der Nachbarschaft zu minimieren: In reicheren Gegenden, so die Annahme, sollten die Menschen ein besseres Wohnumfeld finden, das sich vorteilhaft auf Jobsuche, Gesundheit, Sicherheitsgefühl und allgemeines Wohlbefinden auswirken dürfte. Vor allem für Kinder und ihre Entwicklung erwarteten die Verantwortlichen einen besonders positiven Effekt.
Um die armen Familien von einem Umzug zu überzeugen, setzten die Behörden meist Beratung und finanzielle Unterstützung ein. In manchen Fällen griffen sie allerdings auch zu drastischeren Mittel, indem sie beispielsweise Sozialwohnungshäuser in den Innenstädten auflösten und so den Betroffenen das Dach über dem Kopf nahmen – wodurch allerdings entsprechender Unmut bezüglich einer Umsiedelung entstand. Im Großen und Ganzen schien der Erfolg den Maßnahmen bisher aber Recht zu geben.
Wie William Clark von der Universität von Kalifornien in Los Angeles am Beispiel von Baltimore erläutert, wurde der Erfolg aber auf zu kurze Sicht überprüft. Langfristig, so ermittelte der Forscher, hatten sich insgesamt betrachtet die Lebensumstände von Gruppen, die beratende oder finanzielle Unterstützung erhalten hatten, nicht signifikant gegenüber anderen armen Familien verbessert, die sich selbst um ihr Schicksal kümmern mussten. Verantwortlich dafür war, dass viele nach Beratung umgesiedelte Familien sich in der neuen Wohngegend offenbar nicht eingewöhnten, sondern nach einiger Zeit wieder in arme, aber ihnen bekannte Viertel zurückkehrten. Gelegentlich hatte sich auch im Laufe der Zeit die soziale Schichtung rund um die neue Heimat verändert. Außerdem hatten sich viele der armen Haushalte, die ohne Unterstützung auskommen mussten, aus eigener Kraft eine neue Bleibe in besseren Gegenden gesucht. Diese spezielle Form von staatlicher Einflussnahme war damit eigentlich umsonst.
Der positive Einfluss der reicheren Wohngegenden auf die Umsiedler bestand anderen Untersuchungen zufolge meist in der besseren Infrastruktur und dem umfangreicheren Angebot an Schulen, öffentlichen Einrichtungen und der Nähe zu möglichen Arbeitsplätzen. Statt arme Menschen mit staatlicher Unterstützung aus ihren gewohnten Umgebungen umzusiedeln, dürfte es daher wohl sinnvoller sein, in eine Verbesserung ihres Wohnumfeldes zu investieren.
In Deutschland lebten im Jahr 2003 laut Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale Sicherung 13,5 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, die damals bei 938 Euro pro Haushalt lag. Der Wert entspricht sechzig Prozent des so genannten mittleren Nettoäquivalenzeinkommens.
In den Vereinigten Staaten gab es mehrere Anläufe, dem Problem von Armen-Ghettos zu begegnen. Häufig ging es darum, die Betroffenen umzusiedeln, um den negativen, häufig als lähmend empfundenen Einfluss der Nachbarschaft zu minimieren: In reicheren Gegenden, so die Annahme, sollten die Menschen ein besseres Wohnumfeld finden, das sich vorteilhaft auf Jobsuche, Gesundheit, Sicherheitsgefühl und allgemeines Wohlbefinden auswirken dürfte. Vor allem für Kinder und ihre Entwicklung erwarteten die Verantwortlichen einen besonders positiven Effekt.
Um die armen Familien von einem Umzug zu überzeugen, setzten die Behörden meist Beratung und finanzielle Unterstützung ein. In manchen Fällen griffen sie allerdings auch zu drastischeren Mittel, indem sie beispielsweise Sozialwohnungshäuser in den Innenstädten auflösten und so den Betroffenen das Dach über dem Kopf nahmen – wodurch allerdings entsprechender Unmut bezüglich einer Umsiedelung entstand. Im Großen und Ganzen schien der Erfolg den Maßnahmen bisher aber Recht zu geben.
Wie William Clark von der Universität von Kalifornien in Los Angeles am Beispiel von Baltimore erläutert, wurde der Erfolg aber auf zu kurze Sicht überprüft. Langfristig, so ermittelte der Forscher, hatten sich insgesamt betrachtet die Lebensumstände von Gruppen, die beratende oder finanzielle Unterstützung erhalten hatten, nicht signifikant gegenüber anderen armen Familien verbessert, die sich selbst um ihr Schicksal kümmern mussten. Verantwortlich dafür war, dass viele nach Beratung umgesiedelte Familien sich in der neuen Wohngegend offenbar nicht eingewöhnten, sondern nach einiger Zeit wieder in arme, aber ihnen bekannte Viertel zurückkehrten. Gelegentlich hatte sich auch im Laufe der Zeit die soziale Schichtung rund um die neue Heimat verändert. Außerdem hatten sich viele der armen Haushalte, die ohne Unterstützung auskommen mussten, aus eigener Kraft eine neue Bleibe in besseren Gegenden gesucht. Diese spezielle Form von staatlicher Einflussnahme war damit eigentlich umsonst.
Der positive Einfluss der reicheren Wohngegenden auf die Umsiedler bestand anderen Untersuchungen zufolge meist in der besseren Infrastruktur und dem umfangreicheren Angebot an Schulen, öffentlichen Einrichtungen und der Nähe zu möglichen Arbeitsplätzen. Statt arme Menschen mit staatlicher Unterstützung aus ihren gewohnten Umgebungen umzusiedeln, dürfte es daher wohl sinnvoller sein, in eine Verbesserung ihres Wohnumfeldes zu investieren.
In Deutschland lebten im Jahr 2003 laut Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale Sicherung 13,5 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, die damals bei 938 Euro pro Haushalt lag. Der Wert entspricht sechzig Prozent des so genannten mittleren Nettoäquivalenzeinkommens.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.