Vergleichende Genomanalysen: Unbekannte Resistenzgene gegen Malaria entdeckt
Auf der Suche nach Mitteln gegen die am häufigsten tödliche Tropenkrankheit, die Malaria, werfen Mediziner immer auch einen genauen Blick auf die Besonderheiten von Menschen, die gegen die Erkrankung immun sind. Man weiß daher heute zum Beispiel recht genau, warum so genannte "Duffy-negative Personen" oder Menschen mit Veranlagung zur Sichelzellenanämie gegen Malaria resistent sind. Die verantwortlichen Mutationen kommen daher in Malariagebieten häufig vor: Ihre Träger haben dort einen Vorteil. Daher suchen Forscher auch nach anderen, ebenfalls gerade in Malariaregionen häufigen DNA-Sequenzveränderungen, um so womöglich anderen Resistenzmechanismen auf die Spur zu kommen.
In der bis heute umfangreichsten solchen Untersuchung meldet man nun einen Erfolg: Beim Gesamtgenomvergleich von fast 6000 gesunden mit ähnlich vielen an Malaria erkrankten Kindern aus Gambia, Kenia and Malawi – sowie beim Abgleich mit weiteren 14 000 Personen aus anderen Gegenden – fielen Sequenzen auf, die gerade bei malariafreien Ostafrikanern auffällig häufig vorkommen. Diese Sequenzen liegen zudem in der Nähe einer schon bekannten, mit Malariaresistenz einhergehenden Region: Hier finden sich Gene für Oberflächenglykoproteine, die mit dem AB0-Blutgruppensystem zusammenhängen und die vom Malariaparasiten bei seiner Invasion der roten Blutkörperchen erkannt werden. Offenbar waren die Kinder mit den veränderten Sequenzen davor recht gut geschützt: Rein rechnerisch erkranken Personen mit der schützenden Sequenzvariante etwa ein Drittel seltener.
Zuletzt hatten Forscher sich ohnehin vermehrt den Kopf darüber zerbrochen, warum Menschen mit der Blutgruppe 0 Malariainfektionen häufiger überleben als solche der Blutgruppen A oder AB. Man spekulierte sogar darüber, ob das gesamte Blutgruppensystem im Lauf der Evolution des Menschen auch unter dem Einfluss des afrikanischen Parasiten geformt wurde. Die Blutgruppe 0 hätte dabei in Malariagebieten Vorteile – dem steht aber zum Beispiel eine größere Anfälligkeit von 0-Blutgruppenträgern gegen Cholera gegenüber. Wie sich jetzt zeigt, liegt auch die neu entdeckte Malariaschutzsequenz in eben derselben oberflächenrezeptorenkodierenden Region, in der sich seit evolutiv enorm langer Zeit sehr verschiedene Varianten halten. Derartiges kommt vor allem vor, wenn alle diese Varianten unter unterschiedlichen Gegebenheiten eindeutige Vor- und Nachteile verleihen. Dies sollte indes besser geklärt sein, bevor man zum Beispiel daran denken kann, auf dem jetzt aufgefallenen Resistenzmechanismus basierende Medikamente anzudenken.
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