Zentrum der Milchstraße: Unbeschadet am Schwarzen Loch vorbei
Im Zentrum der Milchstraße sitzt ein extrem massereiches Schwarzes Loch, genannt Sagittarius A*, dessen Existenz sich allerdings nur indirekt erschließen lässt. Denn sichtbar wird ein solches Objekt nur während seiner Mahlzeiten. Dabei bringt es Materie, die es sich einverleibt, zum Aufleuchten. Im Fall von Sagittarius A* ließ sich dieser Prozess bislang leider noch nicht beobachten.
Auch nicht im Jahr 2014. Damals hatten Wissenschaftler auf eine regelrechte "Fressattacke" gehofft, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass eine Gaswolke in die unmittelbare Nähe des Objekts geraten würde. Simulationen zeigten, dass die Wolke mit dem Namen G2 spektakulär zerrissen werden würde und Teile ihrer Materie im Schwarzen Loch verschwänden.
Doch das von den Astronomen herbeigesehnte Spektakel blieb aus. Nun zeigen die bislang besten Aufnahmen von G2 sogar, dass die Wolke die Passage praktisch unverändert überstanden hat. Ein vielköpfiges Team um Andreas Eckart von der Universität zu Köln hat dazu die Region mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO über viele Jahre hinweg beobachtet.
Verborgener Stern sorgt für inneren Zusammenhalt
Die Aufnahmen im infraroten Licht, das vom leuchtenden Wasserstoff stammt, belegen, dass die Wolke sowohl vor als auch nach ihrer größten Annäherung an das Schwarze Loch kompakt war. Sie wurde weder sichtbar auseinandergezogen noch verteilen sich die gemessenen Geschwindigkeiten breiter, heißt es in einer Pressemitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO).
Über die Gründe für dieses Verhalten ließ sich zunächst nur mutmaßen. Als wahrscheinlichste Erklärung gilt, dass man sich offenbar bei den Simulationen über den inneren Aufbau der Wolke getäuscht hat. Anders als angenommen, dürfte es sich bei G2 nicht um eine locker verbundene Ansammlung von Gas handeln, sondern um ein Objekt mit massereichem Kern, der seine Hülle an sich bindet. "Wir gehen davon aus, dass es sich um einen jungen Stern handelt, der in Staub eingehüllt ist", erklärt Eckart. Dessen Anziehungskraft genügte demnach, um sich gegen die Gezeitenkräfte des vier Millionen Sonnenmassen großen Schwarzen Lochs zur Wehr zu setzen.
Dass es sich bei Sagittarius A* tatsächlich um ein Schwarzes Loch handelt, haben schon die Bahnbewegungen benachbarter Sterne gezeigt, die allesamt auf die Gravitationswirkung eines zentralen, unsichtbaren und sehr massereichen Objekts hinweisen. Auch die Bahn der Wolke (Video) belegt nun dessen Existenz: Geschwindigkeitsmessungen des Teams um Eckart zeigen, dass sich die Wolke vor der größten Annäherung mit etwa zehn Millionen Kilometern pro Stunde von der Erde wegbewegte. Dann machte sie eine harte Kehrtwendung und bewegte sich laut Messungen mit etwa zwölf Millionen Kilometern pro Stunde auf die Erde zu.
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