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News: Und täglich ruft der Fußmarsch

Laufen soll ja sehr gesund sein, das wissen wir doch alle - oder? Zumindest hat man es schon mal irgendwo gehört. Vielleicht hat sich ja auch der eine oder andere die tägliche oder wenigstens die wochenendliche Bewegung an frischer Luft zum Jahreswechsel vorgenommen. Denn als guter Vorsatz zu Beginn eines noch unverbrauchten Kalenderjahres eignet sich soetwas ganz hervorragend. Einer neuen Studie zufolge täten wir wirklich gut daran, diese Absicht auch umzusetzten. Dabei ist ein langer Marsch am Tag besser für das Blutbild und damit für die Gesundheit als mehrere kurze, selbst wenn man insgesamt die gleiche Zeit im Freien verbringt. Als Ausrede, man habe keine Zeit für lange Märsche, zählt das allerdings nicht, denn besser als nur im Sessel oder Bürostuhl sitzen, ist dreimal täglich fünf bis zehn Minuten kräftig ausschreiten allemal, betonen die Wissenschaftler.
Steve Bird und seine Kollegen von der Canterbury Christ Church University in Kent haben Untersuchungen mit 56 Fernsehsüchtigen durchgeführt. 18 Wochen lang trieben sie ihre Probanden zu täglichen Spaziergängen an. Nur ein paar wenige von ihnen durften zu Hause bleiben, sie dienten als Vergleichsgruppe und schauten weiter fern.

Die Forscher gingen der Frage nach, ob es für die Gesundheit ihrer Schützlinge einen Unterschied macht, einmal am Tag einen längeren Fußmarsch zu unternehmen, oder ob der gesundheitliche Erfolg derselbe war, wenn sie die Strecke in mehrere "Häppchen" aufteilten. Die Zeit, welche die Versuchspersonen im Freien verbrachten, sollte dabei die gleiche sein. "Mehrere kurze Fußmärsche passen am besten in den vielbeschäftigten Tagesablauf der Leute", sagt Bird. Dazu zählen auch der Gang zur Straßenbahn oder Arbeit und vielleicht eine kurze Runde in der Mittagspause.

Um das herauszufinden, teilten die Forscher ihre unter normalen Umständen inaktiven Versuchspersonen in drei ungefähr gleich große Gruppen ein. Die "Langstreckenläufer" sollten einmal am Tag 20 bis 40 Minuten unterwegs sein. Die "Mittelstreckenläufer" hatten zwei Wanderungen von je 10 bis 15 Minuten zu absolvieren, und die Teilnehmer der dritten Gruppe waren dreimal täglich 5 bis 10 Minuten unterwegs. Die Kontrollgruppe saß wie gewohnt zu Hause vor dem Fernseher. Zu Beginn und am Ende ihrer Versuchsreihe, also nach 18 Wochen, testeten die Wissenschaftler Fitness und Gesundheit der verschiedenen Gruppen.

Die Forscher stellten anhand der Fettwerte im Blut fest, daß die Langstreckenläufer die gesündesten von allen Probanden waren. Ihr Blut enthielt 0,05 Gramm weniger Apolipoprotein II, ein Fett, von dem Wissenschaftler vermuten, daß es Herzerkrankungen auslösen kann. Der Rückgang dieser Lipoproteine war damit doppelt so hoch wie jener bei den Mittelstreckenläufern und fünfmal so hoch wie bei den Versuchspersonen, die nur kurze Strecken gelaufen waren. Die Kontrollgruppe hatte einen unverändert hohen Wert der Apolipoproteine im Blut. Zusätzlich hatte bei den Langstreckenläufern die Menge an Apolipoprotein I, einem "guten" Fett, welches Arterienverkalkung entgegenwirkt, zugenommen. Allen Läufern gleich war eine Abnahme an Low-Density-Lipoprotein (LDL). Das ist ebenfalls ein schädliches Blutfett. Wobei es hierbei besser zu sein scheint, zweimal täglich eine mittlere Strecke zu laufen, denn die Mittelstreckenläufer hatten die niedrigsten Werte.

Die Fitness ihrer Schützlinge bestimmten die Forscher anhand der Pulsfreuquenz und des Lactatgehaltes im Blut. In diesem Punkt konnten sie keinen Unterschied zwischen den drei Versuchsgruppen feststellen. Der Lactatwert hatte bei allen Personen abgenommen. Allerdings gab es auch hier wieder deutliche Unterschiede zu den "Daheimgebliebenen".

Alle gemessenen Veränderungen der Blutfettwerte reduzieren ebenso das Risiko, an koronalen Herzleiden und Osteoperose zu erkranken, wie sie das Schlaganfallrisiko senken. Bird hofft, daß dieses Ergebnis mehr Menschen zu täglichen Fußmärschen animieren kann. "Versuchen sie es, und machen sie jeden Tag einen langen Spaziergang. Und wenn sie das nicht schaffen, dann absolvieren sie wenigstens mehrere kurze Strecken", sagt er. "Es geht nur darum, sich aufzuraffen." Wir wissen nicht, ob die Wissenschaftler ihre täglichen Übungen machen, aber wir könnten doch eigentlich heute noch anfangen – oder vielleicht doch lieber erst morgen...?

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