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News: Unerwarteter Kontakt

Die Neuronen im Gehirn sind sehr kommunikativ. Sie halten mit ihresgleichen vielfältige Kontakte aufrecht und geben mit hoher Geschwindigkeit Informationen weiter. Bisher hatten Wissenschaftler nur gewusst, dass die Nervenzellen untereinander Verbindungen herstellen. Aber mit Hilfe von mikroskopischen und elektrophysiologischen Untersuchungen hat eine britisch-amerikanische Arbeitsgruppe nun herausgefunden, dass auch die Vorläuferzellen so genannter Oligodendrocyten in funktionellem Kontakt zu Nervenzellen stehen. Möglicherweise können die Ergebnisse dazu beitragen, die Funktionen des gesunden und kranken Gehirns besser zu verstehen.
Ausgereifte Oligodendrocyten bilden im Gehirn das Myelin. Dieses Protein ummantelt die langgestreckten Nervenfasern und ermöglicht erst, dass sich die elektrischen Impulse über die Nervenfortsätze ausbreiten und schnell vom Rückenmark zu den Beinmuskeln gelangen, beispielsweise. Ein Abbau des Myelins, so eine gängige Vermutung, führt zu der Entstehung von Multipler Sklerose.

Seit längerem ist bekannt, dass unreife Oligodendrocyten (OPCs) Rezeptoren für den Neurotransmitter Glutamat besitzen und dass dessen Aktivierung die Ausdifferenzierung und Myelin-Produktion verhindert. Bisher war jedoch unklar, wie es dazu kommt. Um diese Frage zu klären, haben Wissenschaftler des Vollum Institutes der Oregon Health Sciences University und der University of Oxford die Vorläuferzellen mit elektrophysiologischen und mikroskopischen Techniken untersucht. Sie analysierten dazu die Verbindungsstellen der Zellen und verfolgten den Verlauf elektrischer Signale. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass es direkt benachbarte Nervenzelle sind, die Glutamat freisetzen, welches dann an seinen Rezeptor-Kanal auf den OPCs bindet, ihn anschaltet und dadurch Calcium in die Zelle strömen lässt (Nature, 11. Mai 2000).

Langfristig erhoffen sich die Forscher, ihre Einsichten, wie die Myelin-Bildung reguliert wird, direkt nutzen zu können, um Patienten zu helfen. Aber "Wissenschaftler sind gerade erst dabei, die Abläufe zu verstehen, wie sich Gehirnzellen miteinander verständigen", sagt Craig Jahr aus dem Vollum Institute. In Zukunft wollen sie die inneren Abläufe genauer kennen lernen und wissen, was im Einzelnen passiert, wenn die Zell-Kommunikation zusammenbricht. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Störungen beheben zu können und zukünftige Schäden zu vermeiden. Allerdings betonen sie selbst, dass sie mit ihrer Arbeit noch weit davon entfernt sind, den Patienten mit Multipler Sklerose Behandlungsmöglichkeiten anzubieten.

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